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Prosaische Interpretationen

■ Beethoven, Mahnkopf und Schumann: Der junge Freiburger Pianist Till Körber trat in der opera stabile mit einer spannenden Werkauswahl vor sein Hamburger Publikum

trat in der opera stabile mit einer spannenden Werkauswahl vor sein Hamburger Publikum

Till Körber, der junge Freiburger Pianist, hatte im vergangenen Jahr in Hamburg auf sich aufmerksam gemacht, als er in einem Porträt- Konzert des NDR Claus-Steffen Mahnkopfs Klavierstück Rhizom in eindrucksvoller Weise uraufführte. Der Wunsch nach einer Wiederholung wurde laut: am Freitag wurde ihm in der opera stabile entsprochen. Rhizom also, davor Schumanns Gesänge der Frühe, danach Beethovens Hammerklavier Sonate: Ein Programm, in dem der Interpret Farbe bekennen muß.

Schuhmanns Gesänge gehören dem Spätwerk des Komponisten, in dem an die Stelle der reinen Poesie eine poetische Nüchternheit getreten ist. Bedauerlich indes, daß Körber statt dieser poetischen nur eine recht prosaische Nüchternheit zu produzieren vermochte. Es mag freilich auf Anfangsnervosität zurückzuführen sein, wenn Körber das Kleingedruckte, die Mittelstimmenornamentik karg und trocken artikulierte. Im letzten der fünf Gesänge hatte er sich freigespielt, der Vortrag machte aber insgesamt deutlich, daß manche Inhalte in ihrer Tiefe vom Künstler erst noch zu erfahren sind.

Rhizom: eine hochkomplexe Komposition, die sich dem Höreindruck immer nur für wenige Takte zu isomorphen, motivischen Mustern kristalisiert. Körber spielte dieses hochvirtuose Stück – er hat zwei Jahre an die Einstudierung gewandt – einmal mehr in beeindrukkender Manier. Großer Beifall, ja vereinzelte Bravorufe, für das Werk und den Interpreten.

Nach der Pause Beethovens vielleicht bedeutendstes Klavierwerk. Man durfte gespannt sein, indessen wurden die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Körbers Interpretation des Werkes erwies sich als noch unausgereift. Wo Beethoven auch im Fortissimo spirituell ist, da hatte Körber nur Lautstärke zu bieten. Die Sphäre des Geheimnisses scheint ihm noch verschlossen zu sein. Höhepunkt war das Adagio, das Körber vielstimmig zu beleben wußte. Insgesamt ein durch die Werkauswahl erinnerungswürdiger Abend. Jens Hagestedt

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