: „Hat ihr Leben verändert“
■ Prozeß gegen IG-Metall-Sekretär
Berlin. Ob sich Angelika R. nach dem Vorfall sehr verändert habe, wollte die Vorsitzende Richterin wissen. „Das kann man wohl sagen“, nickte ihre Freundin im Zeugenstand. Seit jenem 29. November 1991, als der jetzt angeklagte IG-Metall-Funktionär Detlef K. bei der Heimfahrt nach einer Feier Angelika im Auto gewürgt und zu sexuellen Handlungen gezwungen habe, sei sie „in sich gekehrt und kaputt gewesen“. „Ihr ganzes Leben“ habe sich dadurch verändert, sie sei kaum mehr ausgegangen, die Gewalttat und die „Repressalien ihrer Kollegen“ in der IG-Metall-Verwaltungsstelle hätten eine psychosomatische Krankheit nach der anderen hervorgerufen.
Der Aussage der Zeugin Manuela E. zufolge hatte die jetzt als Nebenklägerin auftretende Frau große Schwierigkeiten, das Geschehene zu verarbeiten. „Sie hat versucht, es zu verdrängen, sie war immer so schämerich.“ Auch in der Tatnacht, als sie in verwirrtem Zustand herumgeirrt und schließlich bei ihr angerufen hatte, sei sie zu keiner klaren Schilderung in der Lage gewesen: „Erst später kam heraus, daß sie ihn mit dem Mund befriedigen mußte.“ Am Tag nach der Tat, das habe ihr Angelika R. auch noch berichtet, habe der Angeklagte ihr „augenzwinkernd“ und „süffisant lächelnd“ die Handtasche überreicht, die bei ihrer Flucht in seinem Auto geblieben war. Doch trotz allem habe sie aus Angst vor dem Prozeß keine Anzeige erstattet.
Die Strapazen des Verfahrens waren der Nebenklägerin deutlich anzumerken. Als ihr Vorgesetzter, der Gewerkschaftssekretär Burkhard Bund, zumindest zu Beginn seiner Zeugenaussage kein deutliches Wort über die Tat und seine Haltung dazu über die Lippen brachte, mußte sie ihr Taschentuch zu Hilfe nehmen. Erst am Ende versicherte er, ihr „selbstverständlich“ zu glauben. Kommende Woche wird das Urteil gesprochen. usche
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen