Zwei Demonstrationen zum Arbeiter-Kampftag

■ DGB-Kundgebung im Lustgarten und Alternativzug kritischer Gewerkschafter

Berlin. Wie im vergangenen Jahr wird am 1. Mai auch diesmal wieder ein „Bündnis Kritischer Gewerkschafter“ einen eigenen Demonstrationszug neben der offiziellen DGB-Veranstaltung durchführen. Unterstützt wird der Aufruf unter dem Motto „Solidarität statt Solidarpakt“ von der PDS, SOS Rassismus, dem Landeselternausschuß Kita und anderen linken Initiativen. Der Marschblock startet am Samstag um halb zehn am Rosa-Luxemburg-Platz und endet um viertel vor elf auf dem Marx-Engels-Forum. Anschließend wollen die „Kritischen Gewerkschafter“ sich unter die Teilnehmer der DGB-Kundgebung im Lustgarten mischen und dort ihren Protest gegen die offizielle Gewerkschaftspolitik „laut und deutlich“ verkünden, so gestern Peter Hoffmann, einer der Sprecher des Bündnisses.

Ablehnend stehen die oppositionellen Gewerkschafter dem Solidarpakt gegenüber. Dabei werde das obere Drittel der kapitalistischen Gesellschaft geschont, während die Opfer „die Zeche zahlen sollen“, sagte Hoffmann. Als eine „Gratwanderung“ wertete Renate Hürtgen, Bündnis-Mitarbeiterin und GEW-Mitglied, den Marsch. Man wolle dem DGB nicht in den Rücken fallen, sondern auf die in Teilen viel zu zögerliche und defensive Gewerkschaftspolitik aufmerksam machen.

Auf der diesjährigen 1.-Mai- Kundgebung des DGB im Berliner Lustgarten wird der drohende Streik in der ostdeutschen Metall- und Stahlindustrie eine zentrale Rolle spielen. In seinem Aufruf warnt der DGB-Landesbezirk Berlin-Brandenburg die Arbeitgeber vor Angriffen auf „vereinbarte Löhne, Gehälter und Arbeitszeiten“. Vor kurzem hatten die Unternehmer in der ostdeutschen Metall-, Elektro-, Stahl- und Sanitärindustrie die mit der IG Metall vereinbarten Tarifverträge gekündigt. Derzeit laufen in der Metall- und Stahlindustrie in den neuen Ländern Urabstimmungen über einen Streik. Zuversichtlich gab sich gestern die DGB-Landeschefin Christiane Bretz, die erste Trendmeldungen über die Abstimmung als „positiv“ wertete. Sie hoffe aber im Falle eines Ausstandes, daß er „nicht zu lange dauert“. Die DGB-Demonstration wird in drei Blöcken zum Lustgarten ziehen, wo um 11 Uhr unter dem Motto „Für Gleichberechtigung, Toleranz und Gerechtigkeit“ die Hauptkundgebung beginnt. Severin Weiland