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„Lesben unzumutbar“

■ Die Homophobie des Hamburger Sport-Bund-Vorsitzenden Friedel Gütt

Berlin/Hamburg (AP/taz) – Sauberer Sportsfreund: Kurz vor seiner geplanten Wiederwahl hat sich der Präsident des Hamburger Sport-Bundes, Friedel Gütt, rücktrittsreif geredet. In einem Interview mit Hamburger Sportstudentinnen, das der NDR gestern ausstrahlte, sprach sich Gütt gegen homosexuelle Sporttrainer in Vereinen aus. Sexuelle Belästigungen Minderjähriger durch heterosexuelle Trainer halte er für weniger problematisch als die von ihm phantasierten Übergriffe homosexueller Übungsleiter. „Nach meiner Lebenserfahrung würde das Mädchen damit sehr viel besser umgehen können, und darauf ist sie auch erzogen und weiß, was sie da erwartet und wie sie sich verhält“, erklärte Gütt. „Wenn eine Frau Gefahr läuft, daß sie sich in einer Lesbengruppe wiederfindet, halte ich das für unzumutbar.“

Hintergrund der Äußerungen sind die umstrittenen Modalitäten der für diesen Herbst geplanten 3. Hamburger Frauensportwoche. Gütt möchte die Frauensportwoche am liebsten auf 1994 oder 1995 verschieben. Mitarbeiterinnen eines wissenschaftlichen Projekts zur Auswertung der 2. Frauensportgruppe im vergangenen Herbst hatten deshalb ein Interview mit Gütt geführt, das sie am Montag zunächst als offenen Brief veröffentlichten. Gütt sagt darin, daß er niemandem empfehlen könne, seine Tochter zum Sportverein zu schicken, wenn sich dort „Lesbierinnen in erster Linie vergnügen“. Eigentlicher Anlaß für Gütts Homo-Horror sind Gerüchte um das Abschlußfest der 2. Frauensportwoche.

Es gebe Zeuginnen, so Gütt, die bei der Feier im Curio-Haus am Rothenbaum „zu vorgerückter Stunde 30, 40, 50, 60 lesbische Pärchen“ gesichtet hätten, „die so tun, als würden sie kopulieren.“ Gütt, der sich um den guten Rufe der Sportvereine sorgt: „Wir können es uns nicht leisten, mit irgend etwas behängt zu werden, Ausländer, Lesben, was auch immer, irgend etwas, das abschreckt, wen auch immer.“

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