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Cockney-Beamte

■ Kinoversion der TV-Serie "Sweeny", RTL 2, 21.40 Uhr

Für die Geschichte der Fernsehserie war 1974 ein wichtiges Jahr: Da mal wieder Krisenstimmung angesagt war, ließen die Anbieter mehr Experimente zu, die Produzenten wollten den Krimi-Serien mit einer gehörigen Portion Realismus neues Leben einhauchen. In den USA begannen die Vorbereitungen, um den Möchtegern-Rowdys Starsky & Hutch in die ausgelatschten Turnschuhe zu helfen, während sich in England zwei wirklich harte Burschen warmprügelten: Inspector Regan und Seargeant Carter, allgemein als Mitglieder der „Sweeny“ bekannt. Der Titel der Serie, die bei uns unter dem Titel „Die Füchse“ gezeigt wurde, bezieht sich auf den Cockney-Ausdruck „Sweeny Todd“, eine Slangbezeichnung für eine Art zivile Eingreiftruppe für Gewaltverbrechen der Londoner Metropolitan Police.

Vor „Sweeny“ hatte man in britischen TV-Serien die Gesetzeshüter heroisiert und verherrlicht. Damit war's jetzt vorbei. Die Helden der Serie, Hauptakteur Regan (John Thaw) und sein Helfer Carter (Dennis Waterman), sind alles andere als freundliche Postkartenbobbys. Sie gehen lieber einen saufen oder Verdächtige verprügeln, als alten Damen über die Straße zu helfen.

Bei den „Freunden und Helfern“ aus dem wirklichen Leben gab's sofort Empörung. Der damalige Chef der Metropolitan Police, Sir David McNee: „Wenn sich Beamte wie Regan aufführen würden, endete das in einer Katastrophe.“ Die Bullen des Battersea- Reviers sahen die Sache anders und schenkten Regan-Darsteller Thaw ein Zigarettenetui mit der Gravur: „Wir wünschten, alle Detektivinspektoren wären wie du.“

Erfunden hatte die Rüpel der alte Krimi-Spezialist Ian Kennedy Martin. Zusammen mit Gleichgesinnten, die die Nase voll von den üblichen Cop-Serien hatten, entwickelte er das Konzept. Der Privatsender Thames-TV gab grünes Licht: Man könne machen, was man wolle, solange es nur billig sei. Mit wenig Geld und viel Enthusiasmus ging man ans Werk. Jede Folge der ersten Staffel wurde in zehn Tagen gedreht, geschnitten und gemischt und kostete lächerliche 40.000 Pfund. Um Geld zu sparen, drehte man vor allem auf den Straßen: Nie zuvor hatte man London so verslumt und dreckig abgefilmt gesehen. Die Darstellung der Gesellschaft als sozialdarwinistischer Dschungel voller Korruption und die exzessive Gewalt brachte die Serie mehr als einmal auf die vorderen Seiten der Zeitungen. Nach der ersten Staffel war „Sweeny“ der große Hit beim Publikum, und man produzierte 1976 und 1978 zwei Kinofilme, die jetzt von RTL 2 gezeigt werden. In England lief die Serie bis 1978 und brachte es auf 52 ausgezeichnete Folgen, von denen bei uns nur magere 18 gezeigt wurden. Höchste Zeit, daß sich mal ein Sender um britische TV-Serien bemüht: Die Ausgrabung der beiden „Sweeny“-Kinofilme muß als erste gute Tat von RTL 2 gewertet werden. Martin Compart

2. Teil, 7.5., RTL 2, 21.50 Uhr

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