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„Zwei Armeen, zwei Regierungen“

■ Hochgesteckte Ziele der Guerilla bei den laufenden Sudan-Friedensgesprächen

Berlin (taz) – Vertreter der sudanesischen Regierung verhandeln seit Montag mit Vertretern der süd-sudanesischen Guerillabewegung „Sudanesische Volksbefreiungsarmee“ (SPLA) in Nigerias Hauptstadt Abuja, um den seit zehn Jahren andauernden Bürgerkrieg zu beenden. Im Mai 1992 waren erste derartige Gespräche an der Weigerung der Regierung, einer Föderalisierung des Landes zuzustimmen, gescheitert.

Im Vorfeld der gegenwärtigen Verhandlungsrunde hat die Regierung einer Föderalisierung zugestimmt, jedoch nicht entlang der Vorstellungen der SPLA. Das zu Wochenbeginn erneut verkündete Regierungskonzept sieht vor, daß in Zukunft jede sudanesische Provinz selber entscheidet, ob das islamische Scharia-Recht dort angewandt wird, so daß die drei nicht- muslimischen Provinzen im Süden von der Scharia ausgenommen werden können. Die SPLA fordert dagegen die Auflösung des Zentralstaates Sudan und die Bildung einer Konföderation zwischen dem mehrheitlich muslimischen Norden und dem mehrheitlich christlich-animistischen Süden. – „Zwei Armeen und zwei Regierungen“ nannte SPLA-Vertreter Edward Lino dieses Konzept gegenüber der taz. „Aus diesen zwei Regierungen soll eine konföderative Körperschaft gebildet werden, die den Staatschef wählt“. Um das zu realisieren, so Lino, müßten die Abuja-Gespräche auf die Bildung einer „Übergangsregierung“ hinauslaufen. Dem werde die Regierung aber wohl nicht zustimmen.

Der Pessimismus der SPLA rührt auch daher, daß die Regierungsdelegation in Abuja diesmal nicht vom zuständigen Juntamitglied Mohammed al-Amin Khalifa geleitet werde, sondern von einem niederrangigen Beamten. Dies sei, so Lino, „ein Zeichen mangelnder Ernsthaftigkeit“.

Gegenwärtig wird über die Frage der Religion verhandelt, wobei es offenbar noch kein Ergebnis gibt. Die Regierungsdelegation hat nach eigenen Angaben lediglich zugesagt, im Süden die Scharia durch ein „anderes Gesetz“ zu ersetzen und auf die Staatsbezeichnung „Islamische Republik“ zu verzichten. Die SPLA hatte zuvor ihre Forderung nach einer Teilnahme ausländischer Beobachter an den Gesprächen fallengelassen. D.J.

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