: Keine hundertprozentige Sicherheit
■ Tödlicher Unfall bei Dow Chemical in Stade: Ein Kunststoffbehälter explodierte / Ursache nicht endgültig geklärt
in Stade: Ein Kunststoffbehälter explodierte / Ursache nicht endgültig geklärt
Im Chemie-Unternehmen Dow Chemical in Stade ist am Sonntag ein Arbeiter bei einer Explosion ums Leben gekommen, ein anderer wurde leicht verletzt. Beide Männer sind nach Dow-Angaben Mitarbeiter einer auswärtigen Firma für Rohrleitungsbau, sie waren mit Wartungsarbeiten an einer der beiden Chloranlagen beschäftigt. Wie die Polizei gestern mitteilte, ist es aus bisher unbekannten Gründen gegen 14.30 Uhr zu einer Explosion in einem Kunststoffbehälter gekommen.
„Da der betroffene Anlagenteil bereits außer Betrieb war, kam es zu keinem Schadstoffaustritt“, sagte gestern ein Sprecher von Dow Chemical. Eine Gefährdung der Umwelt habe daher zu keinem Zeitpunkt bestanden. Das bestätigte auch die Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums, Barbara Mussack. Das Ministerium und das Gewerbeaufsichtsamt in Cuxhaven untersuchen vor Ort die Ursachen des Unfalls. Das explosive Gemisch setzte sich, soweit bisher bekannt, nur aus Wasserstoff, Sauerstoff und eventuell Stickstoff zusammen, so Mussack.
Das System der Chlor Alkali Elektrolyse, in dem sich die Explosion ereignete, wurde nach Informationen der Dow Deutschland bereits am 30. April außer Betrieb genommen. Seither sei die abgestellte Anlage mit Stickstoff gespült worden, was die Bildung explosiver Wasserstoffgemische verhindern soll. Dennoch kam es am 2. Mai zu einer Knallgasexplosion in einem Kunststoffbehälter. Einer der Arbeiter wurde durch die Explosionstrümmer so schwer verletzt, daß er wenige Stunden später im Stader Krankenhaus starb. Der zweite Monteur konnte nach ambulanter Behandlung am nächsten Tag entlassen werden.
Grund für die Explosion war möglicherweise eine Fehlanzeige in einem Meßgerät, so Mussack. Es sollte vor dem Absperren der Anlage anzeigen, ob der Inhalt explosiv sei. Völlig ungeklärt sei, wie es dazu kam, daß explosionsfähiges Gemisch im Behälter war.
Die Anlage der Dow Chemical gilt selbst in chemie-kritischen Kreisen als relativ sicher. „Die haben eine modern ausgeklügelte Sicherheitsphilosophie“, bestätigt Joachim Lohse vom Hamburger Institut für Ökologie und Politik (Ökopol). „Insgesamt hat die Dow Chemical in den letzten Jahren sehr viel getan, um die Sicherheit zu erhöhen“, lobt auch die Sprecherin des Umweltministeriums.
„Es ist offensichtlich so, daß eben Dinge nie hundertprozentig sicher sein können“, schränkte in ihrer gestrigen Einschätzung die niedersächsiche Umweltministerin Monika Griefahn ein. Das Ministerium werde prüfen, was bei Dow Chemical noch verbessert werden könne und ob noch weitere Auflagen gemacht werden müßten. „Dies können wir aber erst entscheiden, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind“. VM
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