: Autoschrott fährt flott
■ Kiesow machts möglich: PKW's teilweise wiederverwertet
teilweise wiederverwertet
Es war noch nie so, wie bei Kiesow. Beim Autoverwerter in Norderstedt wohnten gestern BehördenvertrerInnen, Banker und Autohändler dem spektakulären Einstieg ins „umweltgerechte Autorecycling“ bei, das BMW, die Klöckner- Stahlwerke und die Kiesow GmbH mediengerecht präsentierten. Auf dem Norderstedter Auto-Friedhof, wo derzeit 5000 Wagen jährlich verschrottet werden, soll Deutschlands erstes „Automobil-Rückbau- Zentrum“ entstehen.
Kiesow übernimmt ab sofort für die BMW AG die umweltgerechte Altauto-Verwertung im norddeutschen Raum. Die ausgedienten Fahrzeuge aus Bayern werden dazu erst einmal trockengelegt. Ein hochtechnischer Dosenöffner bohrt sich in den Tank, Saugapparaturen lutschen Treibstoff, Bremsflüssigkeit und Altöl heraus. Danach wird das einstmals gute Stück entkleidet von Polstern, Teppichen und Gurten. In Handarbeit schlitzen Demonteure die Sitze auf, holen Kokosfasern heraus, zerschlagen Seitenfenster, schrauben Scheinwerfer ab. Die die nicht-metallischen Innereien will BMW teilweise wieder verwerten. Durch diese Demontage würden Kunststoffe und Gummi, die bislang zerhäckselt auf der Mülldeponie landen, um 40 Prozent reduziert, hat Horst-Henning Wolf, Leiter der BMW-Recycling-Abteilung ausgerechnet.
Ganz freiwillig kam die Autoindustrie nicht auf die Wiederverwertung. Noch in diesem Jahr steht Töpfers Altautoverordnung ins Haus, nach der die Hersteller stillgelegte Wagen zurücknehmen, und einer „vorrangig stofflichen Verwertung“ zuführen müssen.
Die neuen Verordnungen dürften dem Norderstedter Autoverwerter saftige Zuwachsraten be-
1scheren. Firmenchef Mario Kiesow rechnet für 1995 mit bis zu 25 000 Autos, die verordnungsgemäß in der Neuanlage zu verwerten sind. Das wirklich recyclingfreundliche Fahrzeug erwartet er aber frühestens in 15 jahren: „Vorher müssen wir das beste draus machen“. In den heutigen Autos stecken allerhand Kunstsoffe unbekannter Zusammensetzung, die nicht wiederverwertet werden können. Da empfiehlt Horst-Hennig Wolf die „energetische Nutzung“, zu deutsch: Verbrennung. Vera Stadie
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