Paraguay scheut den Machtwechsel

■ Wasmosy, Kandidat der Ex-Staatspartei „Colorado“, ist offenbar der Sieger der ersten freien Präsidentschaftswahlen

Asunción (AFP/dpa) – Entgegen allen Erwartungen und Umfrageergebnissen ist am Sonntag eine politische Wende bei den Präsidentschaftswahlen in Paraguay offenbar ausgeblieben. Der Favorit des Militärs und Kandidat der seit Jahrzehnten regierenden Colorado-Partei, Juan Carlos Wasmosy, lag nach ersten übereinstimmenden Trendmeldungen örtlicher Medien und einer internationalen Wahlbeobachtermission mit 36 bis 42 Prozent klar in Führung. Bis gestern morgen (Ortszeit) lagen allerdings keine amtlichen Ergebnisse vor.

Auf der Grundlage von 20 Prozent der Stimmen entfielen nach Angaben von Radio Nanduti, das zusammen mit der Zeitung ABC Color und einem Fernsehsender eine eigene Auszählung organisiert hatte, auf Wasmosy 37 Prozent der Stimmen. Seine Mitbewerber, der unabhängige Kandidat der „Nationalen Begegnung“, Guillermo Caballero Vargas, und Domingo Laino von der Authentischen Radikal-Liberalen Partei, hatten danach 31 Prozent und 28 Prozent erhalten. Bestätigt wurde dieser Trend auch von der internationalen Wahlbeobachterorganisation „Zaca“ (Transparenz), die von verschiedenen europäischen Regierungen und den USA finanziert wurde. Zaca zufolge errang Wasmosy 39,74 Prozent der Stimmen, während Vargas auf 29,56 und Laino auf 28,77 Prozent kamen.

Das Ergebnis stellte alle Umfragen auf den Kopf, in denen vor der Wahl einem der Oppositionskandidaten der Sieg vorausgesagt worden war. Für den Wahlsieger genügt eine einfache Mehrheit.

Nach Bekanntgabe dieser Ergebnisse erklärten sich Wasmosy und Laino zu Siegern und feierten in den Straßen der Hauptstadt Asunción. Der 54jährige Großunternehmer Wasmosy war der Favorit der paraguayanischen Militärführung, die offen mit einem Putsch gedroht hatte, falls die Colorado-Partei des gestürzten Diktators Alfredo Stroessner nicht die Wahlen gewinnen sollte.

Gegenüber AFP sprachen Beobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) von „geringfügigen Unregelmäßigkeiten“. Offizielle Ergebnisse sollen indessen erst innerhalb einer Woche vorgelegt werden. Bemängelt wurde von den OAS-Beobachtern der schleppende Fortgang der offiziellen Auszählungen.

Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, der ebenfalls als Wahlbeobachter in Paraguay tätig war, berichtete dementgegen, daß die Computerleitungen zur internationalen Wahlbeobachterorganisation „Zaca“, die ihre Ergebnisse mit den offiziellen Daten vergleichen sollte, lange Zeit unterbrochen gewesen seien. Erst nachdem er bei Präsident General Andrés Rodriguez interveniert habe, seien die Verbindungen wiederhergestellt worden.