: ICE-Zeitalter begann mit Panne
■ Neue ICE-Strecke nach Berlin eröffnet: Fahrtzeit nach München 100 Minuten kürzer / Euro-City-Netz nach Osteuropa ausgeweitet: Schnellere Verbindungen nach Prag, Warschau und Budapest
Mit Beginn des Sommerfahrplans hat Berlin Anschluß ans ICE-Netz bekommen. Die Passagiere in den beiden ersten Hochgeschwindigkeitszügen auf der Strecke von München nach Berlin hatten allerdings Pech: Wegen Lokschadens blieb ein ICE eine Stunde und 40 Minuten liegen, ein anderer mußte wegen Tieren auf dem Gleis eine halbe Stunde unplanmäßig halten.
Die deutsche Hauptstadt hat mit der neuen Verbindung nach 60 Jahren wieder einen direkten Anschluß an den Schnellverkehr der Bahn. In Berlin-Lichtenberg, im Osten der Stadt, begrüßten am Samstag Tausende den Superzug, der bis zu 300 Kilometer pro Stunde erreicht. Auf den Gleisen der Reichsbahn kann er allerdings angesichts des schlechten Schienenzustandes nur 160 km/h fahren.
Zwischen München und Berlin verkehren seit Sonntag täglich acht Zugpaare im Zwei-Stunden-Takt zwischen Berlin-Lichtenberg und dem Hauptbahnhof der bayerischen Landeshauptstadt. Die Strecke führt über Magdeburg, Braunschweig, Hildesheim, Frankfurt am Main und Stuttgart. Die Fahrzeit bis München verkürzt sich laut Fahrplan insgesamt um eine Stunde und 40 Minuten. Frankfurt–Berlin dauert fünfeinhalb Stunden, bei Fertigstellung der Elektrifizierung verkürzt sie sich dann um weitere 31 Minuten. Das ist etwa eine Stunde schneller als bisher.
Die Züge können aus technischen Gründen voraussichtlich erst ab Juli bis zum Bahnhof Zoo fahren. Bis dahin ist Michendorf Endstation. Von dort verkehrt ein Diesel-„Shuttle“ aus klimatisierten Intercity-Wagen zum Zoo.
Die Hochgeschwindigkeitslinie nach Berlin ist nach Ansicht von Kritikern eine „rein politische“ Einrichtung, die „ein halbes Jahr zu früh“ kommt. Die Züge seien zu lange unterwegs, um konkurrenzfähig zu sein, vom Umsteigen ganz abgesehen. Dennoch werden dafür die Züge der stets gut besetzten, an Wochenenden schon jetzt überfüllten ICE-Linie München – Frankfurt – Hamburg in der ersten Klasse um einen Zwischenwagen verkürzt.
Mit Inkrafttreten des neuen Jahresfahrplanes der europäischen Bahnen ist auch das Euro-City- Netz nach Osteuropa ausgeweitet worden. Prag, Budapest und Warschau werden von und über Berlin mit internationalen Spitzenzügen angefahren, die kurze Fahrzeiten und Grenzaufenthalte, klimatisierte Wagen, Gastronomie und mehrsprachiges Personal bieten.
Zwischen Berlin und Prag fahren statt bisher eines EC-Paares künftig vier, von denen – neben dem „Hungaria“ – eines bis nach Wien verkehrt. Zwei dieser Züge werden von und nach Hamburg durchgebunden. Der neue Euro- City „Comenius“ startete bereits um 6.15 Uhr vom Hauptbahnhof und erreichte fahrplanmäßig um 10.53 Uhr Prag. Der EC „Varsovia“ braucht sechs Stunden und 43 Minuten nach Warschau. APD, ADN, dpa
Siehe auch Querspalte Seite 21
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