: "Mobbing ist Terror"
■ Gezielte Gemeinheiten am Arbeitsplatz: DAG sagt "fiesem Trend" den Kampf an
„Mobbing ist Terror“
Gezielte Gemeinheiten am Arbeitsplatz: DAG sagt „fiesem Trend“ den Kampf an
Schweinegemein ist es sowieso, aber auch gefährlich, ungesund, schädlich, teuer und womöglich strafbar: das „Mobbing“ — zu deutsch Pöbeln — am Arbeitsplatz. Gemeint damit ist die gezielte Schikane von MitarbeiterInnen; allein oder auch als Gruppe. Augenblicklich nimmt Mobbing dramatisch zu — auch wegen der harten Konkurrenzkämpfe um Jobs und Karrieren. Das erklärte gestern die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG), die heute in Bremen ein erstes Mobbing-Fachforum durchführt. „Wir hätten schon viel eher alarmiert sein müssen, das hätte manchen Opfern einen langen Leidensweg erspart“, sagte DAG-Sekretärin und Forums-Organisatorin Karin Peetz.
„Mobbing heißt: pöbeln, belästigen, ignorieren, beleidigen, drohen, nötigen, unter Druck setzen, und das kann bis zur Körperverletzung gehen“, so Peetz. Gemobbte leiden unter Magenkrankheiten, Migräne, Herzrhythmusstörungen, sie werden schließlich krankgeschrieben oder frühverrentet. Da schikaniert der jungdynamische Geschäftsführer einer großen Bremer Filiale bevorzugt weibliche Untergebene über 35: „Nur wenn Sie ganz gravierend abnehmen würden, würden Sie zum Erscheinungsbild des Hauses passen — wollen Sie sich nicht umorientieren?“ legte er einer Frau nahe, die seit 18 Jahren im Betrieb arbeitet. Natürlich passieren solche Szenen ohne Zeugen.
Mobbing ist teuer für den Betrieb, und da will die DAG jetzt ansetzen: „In allen Branchen und Betrieben aller Größenordnungen kommt Mobbing vor; tausende gehen täglich zur Arbeit und wissen: 'Ich werde dort terrorisiert'“, so Peetz, „von Kollegen, von Vorgesetzten.“ Gemobbt werden übrigens Starke und Schwache, Frauen und Männer, neue und alte KollegInnen. Die Opfer schweigen meist, leiden, werden krank, bleiben schließlich zu Hause und werden oft krankgeschrieben. In dramatischen Fällen kann es zu langwierigen Erkrankungen und sogar zur Frühverrentung kommen. Peetz: „Da bezahlen die Firmen, Krankenkassen und Rentenversicherungen viel Geld, und Motivation und Leistungsfähigkeit im Betrieb sinken. Das kann auch nicht im Interesse der Arbeitgeber sein.“
Erst einmal informieren und sensibilisieren will deshalb die DAG mit ihrem Forum. Betriebs- und PersonalrätInnen sollen geschult werden: Wie erkennt man Mobbing? Was kann man zur Vorbeugung tun? Welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es? Was hilft persönlich im Einzelfall? Die Palette reicht von Seminaren über Menschenführung bis zu betrieblichen Belästigungsverboten, Betriebsvereinbarungen, Anlauf- und Kontaktstellen. Es gilt, unerwünschte Versetzungen der Opfer zu verhindern und die Belästiger zur Rechenschaft zu ziehen.
Erste Anläufe will die DAG in Bremer Betrieben jetzt mit ihren knallroten Kärtchen „NO MOBBING — Notrufkarte“ machen. ArbeitnehmerInnnen sollen bei der DAG anrufen können und Kontakt zu Hilfs- und Beratungseinrichtungen für rechtliche, persönliche und ärztliche Fragen bekommen.
Eine Selbsthilfegruppe mit rund 20 Betroffenen hat sich in Bremen bereits gebildet. In einem Großbetrieb sind die ArbeitnehmerInnen von sich aus aktiv geworden: Da werden Mobber auf Betriebsversammlungen der gesamten Belegschaft namentlich vorgeführt. Fast so unangehehm wie Mobbing, aber kürzer. S.P.
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