■ Press-Schlag
: Das Traumpaar

Einmarsch der Triumphatoren. Mit erhobenen Armen, mit ihren Lorbeerkränzen winkend, ziehen Bernard Tapie, Präsident von Olympique Marseille, und sein Trainer Raymond Goethals dreißig Minuten nach Spielende in den Presseraum des Münchener Olympiastadions ein. Jubel unter den französischen Journalisten erklingt.

Goethals (plärrt plötzlich los): Wir haben (nimmt die Zigarette aus dem Mund) eine große Mannschaft schlagen können. (Überlegt) Ein großer Sieg. (Kippe zurück)

Tapie (noch gefaßt, versucht historische Dimensionen auszuloten): Ich glaube, ab heute kann sich nun auch der französische Clubfußball international zeigen.

Goethals (betrachtet uninteressiert, da Belgier, eine vor ihm stehende Bierflasche)

Frage: Welche Gefühle hatte Tapie während des Spiels?

Tapie (grinst feist): Das Spiel hätte auch anders ausgehen können. Papin hätte ausgleichen können... der Sport hat seine eigenen Gesetze. (Gefühlvoll) Aber Fußball ist unabhängig vom Gewinn eines Pokals. (Mit Emphase) Man lebt darin.

Goethals (zwinkert französischen Jornalisten zu)

Tapie (zwinkert französischen Jornalisten zu)

Frage: Was passierte taktisch während des Spiels?

Tapie (kuckt zu Goethals)

Goethals (nimmt die Kippe gar nicht erst aus dem Mund): Ich hatte in der ersten Viertelstunde etwas Angst, wollte, daß Libero Boli mehr Deckungsaufgaben übernimmt, wurde aber zurückgepfiffen.

Tapie (weiß von nichts, zwinkert Jornalisten zu)

Frage: Was gab letztendlich den Ausschlag?

Goethals (hat plötzlich so etwas wie einen Seitenscheitel, forsch): Ich habe das Spiel mit der Abseitsfalle gewonnen.

Tapie (sagt nichts)

Zusatzfrage: Und welchen Akteur muß der Trainer besonders loben?

Goethals (ohne mit der Wimper zu zucken): Den Präsidenten natürlich.

Tapie (tut erschrocken): Die ganze Equipe hat gewonnen.

Goethals (ohne mit der Wimper zu zucken): Die ganze Equipe hat gewonnen.

Tapie (klatscht Beifall, nickt heftig): Genau!

Goethals (wird von einem Journalisten umarmt und geküßt)

Tapie (kann gar nicht mehr aufhören, zu zwinkern)

Während der Milan-Trainer Fabio Capello unbeachtet das Podium erklimmt, nehmen Dutzende von enthusiasmierten französischen Journalisten die beiden in ihre Mitte und ein riesiges Geschrei geht los.

Capello (Kinnlade vorn, setzt an, kann sich aber gegen den Lärm nicht durchsetzen)

Ein italienischer Journalist (unglaublich laut): Haltet Euer Maul und verpißt Euch, Franzosen!

Langsam bewegt sich der Troß nach draußen, wo alles wieder von vorne los geht. Mit dabei: Peter Unfried