piwik no script img

Europa, ein undemokratisch verfaßtes Gebilde

■ betr.: "Ein uneuropäischer Anachronismus" (Nach dem Votum der Dänen über den Maastricht-Vertrag), taz vom 21.5.93

betr.: „Ein uneuropäischer Anachronismus“ (Nach dem Votum der Dänen über den Maastricht-Vertrag), taz vom 21.5.93

[...] Hans Arnold hat die negativen Auswirkungen für die Menschen innerhalb der EG-Staaten bereits anklingen lassen. In Deutschland sind die verheerenden Auswirkungen solcher Vertragskonstrukte schon zu besichtigen – auf sozialer Ebene ebenso wie auf politischer (wachsender Rechtsradikalismus, Streben nach totalitärer Macht). [...]

Der Einigungsvertrag weist ebenso starke Einflußnahme finanziell wirtschaftlich starker Interessengruppen auf seine Ausgestaltung auf wie die Verträge von Maastricht. In beiden hat sich die Intention von Wirtschaft und Hochfinanz durchgesetzt, in beiden Vertragswerken ist es durch Verklausulierung gelungen, die Konsequenzen für die Menschen zu verschleiern. [...] Außerdem wird auch hier Europa nur als Westeuropa gedacht, der Osten einfach ausgeblendet – ebenso wie in Deutschland geschehen. Alles, was hinter Elbe und Oder liegt, wird bestenfalls als kulturlose, barbarische Wüstenei angesehen, da Ost- und Südosteuropa im Denken des Westens nicht (mehr) existent sind. [...] Wenn sich die Wahrnehmung des Westens (EG) nicht endlich der politisch-geographischen Realität anpaßt, so wird es zu dem gleichen Desaster kommen wie zwischen West- und Ostdeutschland. Dieses Desaster dürfte mit einer Katastrophe gleichzusetzen sein, die uns ganz sicher anachronistische Zustände bescheren würde. Ich bin nicht gegen Europa, sondern gegen ein völlig undemokratisch verfaßtes, daher auch regiertes Gebilde, in welchem Großkonzerne und Hochfinanz auf Kosten von Millionen Menschen und der Umwelt ihr Vorteile in globalen Wettbewerb ausbauen können. [...] Renate Helling, Ostberlin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen