: Turk-Pop & German Hip Hop
■ Musikalische Eindrücke vom ersten Abend der Regen-Breminale
Das Wetter: es hätte ja noch schlechter sein können. Glücklicherweise begnügten sich die Verantwortlichen mit niedriger Temperatur und warteten mit erneutem Regen bis zum Ende des Programms. Trotzdem war der Publikumsandrang am ersten Breminale-Abend überschaubar. Die VeranstalterInnen boten Ethno-Pop aus Turkmenistan und Usbekistan im Kraftwerk und deutschen Hip Hop in der Schleuse. Während sich das größere Kraftwerkszelt nur spärlich füllte, war die Schleuse gut besucht.
Den Auftakt dort machte die Hamburger Truppe Absolute Beginners mit hardcore Hip Hop. Harte Beats, noisig leiernde Samples und Scratchings bildeten die Basis für agitproppere Lyrics gegen Rassismus, Nazis und „Bullenkeile“,deren Refrains ohne Zögern von der Bremer Posse aufgegriffen wurden. Da hatte es anschließend die als „erste und einzige deutsche Rapperin“ hochgelobte Cora E. schwer, die Stimmung zu halten, obwohl die durchaus nicht nur jugendlichen B-Boys und -Girls ihr ausgesprochenes Wohlwollen entgegenbrachten. Sie winkten ordentlich hiphopmäßig und zeigten: Bremen ist „im Haus“. Mein Wohlwollen war begrenzter, so wechselte ich zum Kraftwerk, wo die turkmenische Gruppe Karakum gerade ihren Auftritt beendete.
Karakum mögen in Turkmenistan populär sein, hier werden sie es wohl kaum werden. Ohne einem „Authentizismus“ das Wort reden zu wollen, ist ihre Verbindung von „westlicher“ Rockmusik und turkmenischen Traditionen einfach zu unausgewogen. Die heimatlichen Klänge gehen oft in den simplen, z.T. hardrockorientierten Rhythmusstrukturen unter. Ausnahmen waren die volksliedhaften Balladen, in denen die schönen Stimmen der beiden Sänger der Gruppe dominierten. Die meisten BesucherInnen waren denn auch recht enttäuscht.
Da war der Auftritt der usbekischen Sängerin Yulduz Usmanova schon was anderes. Ihr Turk- Pop ist eine originellere Verbindung von usbekischer Volksmusik und „westlichem“ Pop. Die orientalische Stimmführung ihres kraftvollen Sopran steht deutlich im Zentrum, unterstützt von der traditionellen Laute (Oud, bzw. Saz) und Becher- oder Rahmentrommel. Bass, Schlagzeug und Keyboards sorgen für die Poprhythmen, wobei das Keyboard auch schon mal eine orientalische Flöte imitiert. Die Mischung von Yulduz Usmanova sorgte für geradezu enthusiastische Stimmung, dazu trug sicher auch die sympathische Ausstrahlung der Sängerin bei, die das Publikum auch mit Tanzeinlagen entzückte. Im Zelt war es richtig warm geworden, während sich draußen der Regen anschickte, den Heimweg zu vermiesen. Farina
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