Eine andere Situation in Deutschland

■ betr.: "Die Wiederkehr der Tuberkeln", taz vom 25.5.93

betr.: „Die Wiederkehr der Tuberkeln“, taz vom 25.5.93

Der oben genannte Artikel ist informativ und gut, Manfred Kriener beschreibt den dramatischen Anstieg der Tuberkulose-Neuerkrankungen und die Entwicklung von resistenten Tuberkuloseerregern gegenüber gebräuchlichen Anti- Tuberkulose-Mitteln in den USA.

Doch bisher ist die Situation in Deutschland noch eine ganz andere: Die Zahl der jährlich Neuerkrankten nimmt weiterhin ab. 1.096 Neuerkrankte wurden 1985 in Westberlin gemeldet, 1992 nur 650 (Gesamtberlin: 1992: 855 TB- Neuerkrankungen). Denn egal wie schwach das individuelle soziale Netz eines Menschen in Deutschland auch ist, eine Tuberkulose- Therapie kann in jedem Fall durchgeführt werden, und wenn es sein muß, mit polizeistaatlichen Maßnahmen (!), denn die Tuberkulose ist eine melde- und überwachungspflichtige Erkrankung, was sicher an anderer Stelle umfassend zu diskutieren wäre.

Ganz anders auch als in den USA ist in Deutschland zur Zeit noch immer genügend Geld vorhanden, um eine(n) Tuberkulosekranke(n) ausreichend zu behandeln. Häufige Therapieabbrüche und damit die Ausbildung von resistenten Tuberkulosebakterien ist die Problematik bei TB-kranken Junkies. Aber da die Drogenproblematik bei uns bisher noch keine USA-Ausmaße erreicht hat, ist die Entwicklung von arzneimittelresistenten Tuberkulosebakterien möglicherweise erst in einigen Jahren zu erwarten. Ein epidemieartiger Anstieg der Tuberkulose mit resistenten Keimen ist in Deutschland jedenfalls zur Zeit nicht zu beobachten. Dr. med. Frauke Tedsen-Ufer,

Gesundheitsamt

Charlottenburg, Berlin