: Protestdemos gegen Multi-Kulti-Weekend
Antirassistisches Telefon lehnt »Viel-Völkerstadt«-Spektakel und »Ideenkette« als scheinheilige ■ Alibi-Veranstaltungen
ab
Etwa 500 Menschen haben gestern nachmittag in der Hamburger City für ein generelles Bleiberecht für Ausländer und Flüchtlinge demonstriert. Ziel des Protestzuges, der sich von der Flüchtlingsunterkunft Amsinckstraße zum Rathausmarkt bewegen wollte, war das Spektakel „Viel Völkerstadt“ Hamburg. Doch den kulturellen Abend hatten die Veranstalter im letzten Moment abgeblasen. Weil es nach Solingen nichts zu feiern gebe.
Ursprünglich waren Auseinandersetzungen erwartet worden. „Die Parteien wollen das Spektakel nutzen, um von ihrer rassistischen Politik abzulenken“, so der Vorwurf des Antirassistischen Telefons. Mehrere Demonstranten hatten sich deshalb darauf vorbereitet, die Eröffnungsfeier zu stören. Die Polizei hatte mehrere hundert Beamte und Bundesgrenzschützer aufgeboten, um die Veranstaltung in der Bannmeile zu schützen. Durch die Absage des Folkloreabends kam die Polizei — bis Redaktionsschluß — nicht zum Einsatz.
Auf einer Zwischenkundgebung vor der vom Bundesgrenzschutz geschützten SPD-Zentrale hatten RednerInnen zuvor nochmals die Rolle der SPD in der Asylpolitik hervorgehoben. Einerseits stimmten Sozialdemokraten für die Abschaffung des Asyls, andererseits veranstalte der SPD-Senat ein Multi-Kulti-Spektakel. „Für 2 1/2 Tage dürfen Ausländer kulinarische Genüsse und vielleicht zwischendurch auch mal ihre Position darbieten“, so der Vorwurf. Heute soll die Viel-Völker-Veranstaltung planmäßig fortgesetzt werden. Für morgen mittag sind Proteste angesagt, wenn Politiker über ein Einwanderungsgesetz diskutieren wollen, obwohl das Asylrecht bereits abgeschafft wurde. Ärger hatte auch die Initiatorin der Ideenkette, Evelyn Lindner. Ein Misthaufen vor der Tür sollte ihr demonstrieren, „daß die Idee ihrer Aktion stinkt“. Die Täter: „Wir sehen in den Ideenketten nichts weiter als die Möglichkeit zu einer scheinheiligen Gewissensberuhigung der deutschen Volksgemeinschaft, die um ihren Ruf in der Welt bangt.“ kva
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen