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Ganz müder Kick in der Möhlmann-Manege

■ Die äußerst glanzlose 1:2 - Niederlage des Hamburger SV gegen Frankfurt paßt sich vollständig ins Saison-Niveau ein

gegen Frankfurt paßt sich vollständig ins Saison-Niveau ein

Mit der Frankfurter Eintracht kamen am Sonnabend Horst Heese, Uli Stein und Uwe Bein in das Volksparkstadion. Mithin drei Männer, die im HSV-Trikot ihren spielerischen Zenit erlebt haben und viele der damaligen Westkurven- Fans zu dem machten, was sie heute sind: Zu Dauerkartenbesitzern.

Es galt weiterhin am Volkspark Tschüß zu Frank Rohde, dem man auf einem Bettlaken die Worte „Don't forget this day – Danke Wuschi!“ mit auf den Weg gab, Jan Furtok und einer in jeder Beziehung quälerischen Saison zu sagen. Eine gründliche Basis also, kollektiv mit den anwesenden 16 000 Getreuen und 200 Gästen, fernab von jeglichem Glamour anzustoßen und Melancholie zu zelebrieren. Doch für einen stilvollen Abschluß oder einfach für das, was sich gehört, hat in den oberen HSV-Etagen keiner einen Riecher. So endete die Saison, wie sie begann: Verschwommen und ohne Akzente zu setzen.

Und das Spiel? Geburtstagskind Richard Golz (Benno Möhlmann: „Er hat wohl was verwechselt“) schenkte Anthony Yeboah – wir erinnern uns an Dortmund – in der 29. Minute eine geschlenzte Vorlage, die dieser Volley am gebenden vorbei in den Kasten knallte. Vorher und nachher gab es etliche hanseatische Fehlpässe und vor allem vom indisponierten Thomas von Heesen versiebte Torchancen zu sehen. Die Frankfurter unterhielten indes durch akrobatisches aber äußerst lässiges Kombinationsspiel. Einzig Yeboah sorgte für Druck, denn er wollte ja noch Torschützenkönig werden.

Während Radio-Hörer sich am 3:0 Bremens in Stuttgart erfreuten, erzielte Marcus Babbel durch ein abgefälschten 16 m-Schuß den Ausgleich, für den sich Edgar Schmitt, der sich mit Dietmar Roth passend an die Torlinie pirschte und dann einschob, 1 Minute später revanchiert hat. 1:2 stand es eine viertel Stunde vor und bis zum Ende.

„Es ist ein Wunder, daß wir uns mit derart schlechter Spielqualität so souverän aus der Abstiegszone befreien konnten“, bilanzierte Benno Möhlmann hernach müde und – nennen wir das Kind ruhig beim Namen – bocklos. „Laß Dich bloß nicht kaputtmachen“, reagierte der scheidende Frankfurter Interimstrainer Horst Heese am Schluß väterlich besorgt auf das Tief des Elbkollegen. Die Bundesliga ist eben ein Leidensquell für ehrpusselige Naturen, die auch mal ihre Ruhe haben wollen. Das wußte am Abend im Bremer Festzelt auch Möhlmann's Ex-Trainer Otto Rehagel. „Wir haben uns

1zwar an die Medien verkauft, aber das machen wir nicht“, sprach er aufrecht und stimmungstötend, während Manager Willi-mir-ist nichts-zu-peinlich Lemke schon der

1Bitte des Fernsehreporters nachkam und das Werder-Lied vor laufenden Kameras auf den Fingern pfiff: Die ganze Liga ist ein Zirkus. Claudia Thomsen

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