piwik no script img

Erlebnisführungen über schwindelerregende Gerüste

■ Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) eröffnet heute die 12. Berliner Bauwochen

Vom 11. bis 20. Juni 1993 sind alle Berliner und Berlinerinnen herzlich eingeladen, auf Baustellen im Matsch herumzuschlurfen, unterirdische Kanaltunnel à la Edgar Wallace zu erleben, bei Symposien einzunicken oder Rundfahrten per Bus und Schiff zu städtebaulichen Projekten mitzumachen. Denn Berlins oberster Betonmischer, Bausenator Wolfgang Nagel, lädt ein zu den „12. Berliner Bauwochen“, die uns interessierter Öffentlichkeit zeigen soll, was Berlin an aktuellem Baugeschehen so zu bieten hat.

Zu „den absoluten Rennern“, wie man sich in der Bauverwaltung ausdrückt, gehören neben den Erlebnisführungen über Baugerüste und durch dreckige Rohbauten kostenlose Rundgänge beispielsweise durch die russische Botschaft – ein „Ereignis“, wie Nagels Pressesprecherin Reetz versichert. Für nur fünf Mark ist man/frau bei Rundgängen durch historische Quartiere dabei: etwa in Schmargendorf oder entlang der S-Bahn- Trasse Schönhauser Allee.

Bei einem Gläschen auf dem Schiff darf zu den großen Naturszenerien Berlins wie der Rummelsburger Bucht geschaukelt werden. Ein Gebiet wie dieses zu urbanisieren, zählt nämlich zu den großen Aufgaben des Bausenators, die er aber ohne Olympia nicht schaffen wird, wie er sagt.

Schließlich holt der Bausenator aus mit einer Geste, die er dem französischen Präsidenten Mitterrand und dessen „Grands projects“ abgeschaut haben muß – Nagel war erst kürzlich in Paris. „Große Projekte im Zentrum der Stadt“ heißt eine Ausstellung, „Hauptstadt Berlin“ eine andere. Das „Neue Wohnen“, Thema der diesjährigen Bauwochen, fällt im grellen Schein repräsentativer Hochglanzprojekte dabei ebenso etwas hinten runter wie die Themen Sanierung, Stadterneuerung und Mieten. Dafür sind zwei Alibistände im „Infomarkt Bauen und Wohnen“ reserviert. Das schmerzt um so mehr, weil die Wohnungsbauprojekte keiner sozialen Baupolitik verpflichtet sind – wie etwa das Programm in den zwanziger Jahren. Es wird nach privaten Investoren geschielt und auf fatale Konzepte wie Großsiedlungen gesetzt. Rolf Lautenschläger

Zentrale Veranstaltungsorte sind der Berlin-Pavillon und das Ernst- Reuter-Haus. Auskünfte zum Infomarkt sowie zu den Baustellen, Rundfahrten, Besichtigungen und Symposien erhalten Sie unter Tel. 391 79 51.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen