: Nicht mehr der Platz großer Hochhäuser
■ Wettbewerb Alexanderplatz: Überarbeitung soll Türme kappen
Scherenschleifer haben wieder Konjunktur. Für die zweite Runde im Wettbewerb „Umgestaltung Alexanderplatz“ müssen die fünf Architekturbüros ihre Hochhausentwürfe stutzen. Die Türme sollen reduziert, ihr Stil der Berliner Bautradition angepaßt werden. „Die Quantitäten am Alexanderplatz müssen insgesamt verkleinert werden“, sagte Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer gestern. Bei den Büroflächen könne der Platz nur einen bestimmten „Anteil am Wachstum“ der gesamtstädtischen Dienstleistungsentwicklung erhalten.
Ein Preisgericht- und Teilnehmerkolloquium hatte zu Beginn dieser Woche die Aufgabenstellung präzisiert. Die Jury empfahl den Planern, die Konturen des Platzes zu verkleinern und bei den Büroflächen statt wie bisher rund zwei Millionen nun 500.000 bis 600.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche (BGF) auszuweisen. Für den Einzelhandel und das Gewerbe sollen circa 170.000 Quadratmeter BGF, für kulturelle Einrichtungen 50.000 Quadratmeter BGF reserviert werden. Dagegen sollen am Alexanderplatz auf 250.000 Quadratmetern Fläche Wohnungen geplant werden. Hassemer: „Das bedeutet eine Verdoppelung der dort vorhandenen Wohnfläche.“ Großflächige Büro- und Kaufhausfassaden sowie Monostrukturen seien an dieser Stelle Berlins nicht erwünscht. Von der Wohndichte verspricht sich Hassemer eine stärkere Durchmischung und kleinteiligere Nutzung des Viertels. Vor allem sei der Alex nicht mehr der Platz der großen Höhen.
Von den Architekten wird erwartet, daß sie bis zum August nicht nur Lösungen für kleinteiligere Nutzungen und reduzierte Hochbauten vorschlagen. Zugleich sollen sie einen Stufenplan entwickeln, der einen schnellen Beginn der Baumaßnahmen garantiert. Die Bebauung müsse so früh wie möglich starten, sagte Hassemer.
Die fünf Architekturbüros werden aufgefordert, die Pläne im August für die Bewertung der zweiten Stufe einzureichen. Im September soll die Jury, bestehend aus Investoren und Planern, über den Sieger befinden. In der Öffentlichkeit waren die Vorentwürfe zum Teil auf heftige Kritik gestoßen, da die Hochhausdichte die Strukturen der benachbarten Viertel stark beeinträchtige. In der offiziellen Befragung, die die Senatsverwaltung unter rund 800 Bürgern durchführte, äußerten sich 62 Prozent negativ über die Entwürfe. Gegen die Hochhausbebauung votierten 56 Prozent der Bürger. Indessen befanden 42 Prozent der Befragten die Türme als ein mögliches Mittel der Stadtentwicklung. Vielmehr solle der Bestand besser genutzt werden und die vorhandene Bebauung mit den Mitteln des Weiterbaus ergänzt werden. Rolf Lautenschläger
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