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Die Einsamkeit bedrohter Völker...

■ betr.: LeserInnenbriefe "Keine militärischen Interventionen" und "Keine Granaten an Despoten", taz vom 4.6.93

betr.: LeserInnenbriefe „Keine militärischen Interventionen“ und „Keine Granaten an Despoten“, taz vom 4.6.93

Aufgrund der konsequent demokratischen Einstellung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die die passive Komplizenschaft der deutschen Opposition mit der tagtäglich stattfindenden militärischen Intervention der restjugoslawischen Armee in Bosnien-Herzegowina nicht mitmacht, erkläre ich hiermit meinen heutigen Beitritt zur GfbV.

Die demokratische Opposition in Westeuropa ist im Angesicht des nun fast abgeschlossenen großserbischen Vernichtungsfeldzuges gegen die Republik Bosnien-Herzegowina von so erbärmlicher und erbarmungsloser Schwäche, wie sie es seit den dreißiger Jahren nicht war, als sie die Tschechoslowakei der deutschen Nazibesatzung überließ. Dabei wäre sie der einzige Faktor (gewesen), der durch den Druck einer probosnischen Massenbewegung in Europa den geopolitischen Zynismus der westlichen Regierungen hätte wettmachen können.

Alldieweil druckt die taz vorrangig autistische Leser(Innen, d. Red.)briefe aus deutschen Enklaven, die die Einsamkeit bedrohter Völker anderswo bis zu deren Exitus festschreiben. Ärgerlich, wenn Leser in als Pazifismus mißverstandener Verwirrung ihre Gegner nicht in Belgrad, sondern bei der GfbV in Göttingen suchen, (die sich angeblich „öffentlich und äußerst vehement für die Tötung von Menschen einsetzt und dies in das Mäntelchen militärischer Hilfestellung kleidet“ und sich fragen lassen soll, ob sie nicht ein „gewaltverherrlichendes und menschenfeindliches Meinungsbild schaffen“ wolle).

Noch ärgerlicher, wenn in despotischer Verblendung ein anderer Leser nicht das serbische Militär, sondern die ausgewiesene Demokratin Frau Melcić angreift und unter Faschismusverdacht bringt. Wenn wieder [...] nicht nur wirksame europäische Nothilfe ausgeschlagen wird, sondern obendrein und weiterhin in pseudomoralischer Hybris den Opfern (!) von nationaler Entrechtung und Völkermord das Recht auf Selbstverteidigung abgesprochen und ihre demokratisch gewählten Vertreter (der „Despot“ Izebegović) mit Kriegsverbrechern (Karadžić) auf eine Stufe gestellt werden. [...] Martin Schulte, Berlin

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