■ Soundcheck: Green Release Party und Ragga-Party / Ray Charles
Gehörte: Green Release Party im Schöne Aussichten und Ragga-Party im Powerhouse. Nach dem Release des rotfarbenen Samplers der emporschießenden Firma Soulciety konnte das Label am Samstag abend im Cafe Schöne Aussichten die Veröffentlichung des grünen, durchweg in San Francisco aufgenommenen Green-Albums begehen. Wohlwollende bis gediegene Tanzeinlagen spiegelten die Stimmung wieder, um deren Verbesserung sich Oliver Korthals und Kollegen redlich bemühten. Viel drängeliger, aufgekratzter und hingebungsfreudiger ging es jedoch im Powerhouse zu, wo die Ragga-DJs Tenor Fly und Peter Chemist sowie Keithy Damage vom Ruff Ryder-Sound System eine Groove- und Rethorik-Schmelze installiert hatten, deren Wirkung sich kaum jemand entziehen mochte. Das elastische Anmache-und-Antwort-Spiel von der Bühne ins Halbdunkel davor und zurück eröffnete denn auch die schönsten Möglichkeiten zur Beteiligung am Event.
Kristof Schreuf
Gehört: Ray Charles. Die auf den Eintrittskarten aufgedruckten HVV-Ausweise hatte ein Großteil des Publikums einfach übersehen. Dafür erfreuten sich dann beim mit 60 Mark teuersten Konzert der diesjährigen Open-Air-Saison im Hamburger Stadtpark die allerorts aufgestellten mobilen Dixie-Toilettenhäuschen regen Andrangs. Die Zeiten, in denen das Publikum von Altmeister Ray Charles ihre Notdurft ganz einfach im Gebüsch verichtet, sind, – falls es sie jemals gegeben hat – vorbei. Mit Musik, wie aus der Weichspülerreklame, mit Liedern von Randy Crawford also, wurde Blueslegende Ray Charles das Entree bereitet. In braun-gestreiftem Jacket, brauner dreiviertellanger Hose enterte Er dann höchstselbst die Bühne und ließ das E-Piano Seinen Blues wimmern. „Georgia on my mind“, das Volk in der ausverkauften Arena dankt es ihm. Nicht überschwenglich, aber doch ehrlich bemüht, begeistert zu wirken und dabei nicht das mit Sekt gefüllte Plastikglas (angeschraubter Stiel) aus der Hand zu verlieren.
kader
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