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Lojos schwarze Mikrofonständer

■ Intendant Günter von Lojewski macht sich vor seiner Wiederwahl bei seinen Freunden von der CDU beliebt

Kurz vor seiner geplanten Wiederwahl im Rundfunkrat will SFB- Intendant Günter von Lojewski (CSU-nah) die konservative Mehrheit des Gremiums noch mal schwer beeindrucken. Um seine Wiederwahl im Oktober abzusichern, hat das Senderoberhaupt, das in Gewerkschaftskreisen selbst als „Trojanisches Pferd des Kommerzfunks“ gilt, einen Privatfunker in den Chefsessel von B 2 gehoben. Leiter der Infowelle (früher SFB 2), die unlängst fast vier Prozent ihrer durchschnittlichen Zuhörer verlor, wird Axel Svehla, bis vor kurzem Vize-Programmdirektor beim niedersächsischen Kommerzradio ffn. Das Nachsehen hat die als Linksliberale geltende kommissarische Wellenchefin und Redaktionsleiterin Barbara Wesel. Für die Entmachtete wird jetzt ein neuer standesgemäßer Job gesucht.

Noch eine zweite Personalentscheidung soll die Konservativen im Rundfunkrat um den CDU- Fraktionschef Klaus Landowsky begeistern. Der tiefschwarze „Abendschau“-Mann Hans-Joachim Lorenz soll Chef des „Tagesschau“-Büros im SFB werden – und das „im Vorfeld des Superwahljahres 1994“ wie der Tagesspiegel schrieb. Das Büro versorgt – neben den Korrespondenten im ehemaligen Ostberliner Büro in der Schadowstraße – „ARD-Aktuell“, also „Tageschau“ und „Tagesthemen“, mit Berichten aus Berlin. Lorenz, Rathausreporter der SFB-„Abendschau“, gilt bei Kritikern als ganz loyaler „Mikrofonständer Diepgens“. Die Stelle für den Chef des „Tagesschau“- Büros ist bereits ausgeschrieben. Gegen von Lojewskis Absicht regt sich jedoch Widerstand. So haben – wie im SFB zu hören ist – die Mitarbeiter des „Tagesschau“-Büros einen Protestbrief an den Intendanten abgeschickt: Eine Entscheidung zugunsten von Lorenz werde Unfrieden in der Redaktion stiften. Die Aufregung scheint berechtigt: Sensible Gemüter im SFB warnen davor, daß der CDU-Sympathisant an die Spitze des geplanten „Hauptstadtstudios“ der ARD durchmarschieren könnte – Helmut Kohl zur Freude.

Offiziell bestätigt wird die Kür von Lorenz beim SFB freilich nicht. Die Pressestelle teilte mit, es sei noch keine Entscheidung gefallen; „Abendschau“-Leiter Eckart Bethke, ebenfalls ein Tiefschwarzer, ließ verlauten, daß es alljährlich im Sommerloch Gerüchte um die weitere Karriere von Hans- Joachim Lorenz gebe.

Eins ist sicher: die Entscheidungen fügen sich gut in Lojewskis jüngste Politik. Als erster in der ARD ließ der „heimliche Abwickler des SFB“ eine ganze Hörfunkwelle einstampfen (Radio 4 U). Zugunsten eines eigenen Dritten TV-Programms wurde bei der Radiokultur (SFB 3) heftig gespart. Laut einem noch geheimen Rationalisierungs-Gutachten sollen in Zukunft beim SFB möglicherweise bis zu 400 Stellen abgebaut werden, was etwa einem Drittel der Belegschaft entspräche. kotte

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