: „Mitleid und Wut“
■ Jugendliche aus aller Welt in Neuengamme
Spuren sichern und Spuren setzen wollen die 30 jungen Erwachsenen, die sich zur Zeit auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme aufhalten. Sie nehmen am zweiwöchigen Work-Camp teil, das vom Museumspädagogischen Dienst der Kulturbehörde größtenteils finanziert und vom Service Civil International (SCI) und dem Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme organisiert wird.
Im Mittelpunkt des diesjährigen Camps steht die alte Ziegelei, in der die KZ-Häftlinge Klinker herstellen mußten. Diese waren für den Aufbau des „Neuen Hamburg“, wie die Nazis ihre faschistischen Bauvorhaben tauften, bestimmt. Die 16- bis 25jährigen CamperInnen aus Rußland, Spanien, der Mongolei, der Slowakei und anderen Ländern analysieren und dokumentieren in Arbeitsgruppen den historischen Hintergrund dieser Pläne und unter welchen Bedingungen die Häftlinge arbeiten mußten. „Es ist einfach ungeheuer interessant“, meint Marcus aus Schweden, „wir sind hier, um am konkreten Projekt zu lernen, was im Dritten Reich geschah.“ Michele aus den USA erzählt: „Die Arbeit spült Mitleid und Wut hoch, über die wir mieinander reden.“
Kultur-Staatsrat Dr. Knut Nevermann betonte gestern vor der Presse, daß das Work-Camp den „vorurteilsfreien Umgang mit der schrecklichen Geschichte“ fördere. Die Kulturbehörde wolle das Camp unbedingt weiterführen. Zu tun gibt es genug: Ab 1996 sollen die Gebäude der heutigen Jugendvollzugsanstalt, die vom KZ-Gelände nach Allermöhe umzieht, als Teil der Gedenkstätte hergerichtet werden. Der SCI allerdings wird dann wohl nicht wieder dabeisein: Die ABM-Stelle für seine Hamburger Vertreterin läuft Ende des Jahres aus. uwi
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