: Hamburgs Osten entwickelt sich zur Oase für Kunst
■ Verein Ateliers für die Kunst übergab zwei Ateliers in einer ehemaligen Schule in Moorfleet
Einen Namensvetter und Künstlerkollegen aus dem 18. Jahrhundert entdeckte der Hamburger Maler Michael Conrad auf der Denkmalschutztafel auf dem kleinen Friedhof bei der Moorfleeter Barockkirche. „Emporebilder von Michael Conrad um 1720“ wird über den an der Ausstattung der Kirche beteiligten Künstler berichtet, und Michael Conrad nahm's als Zeichen. Denn unweit der Kirche wird er sich ab sofort mit dem Bildhauer Jürgen Dettmeier einen ausgedienten Schulpavillon teilen, der bis vor kurzem noch von den Elbe-Werkstätten genutzt wurde.
Der „Verein Ateliers für die Kunst“, der sich seit drei Jahren intensiv um Arbeitsräume für Künstler bemüht und seither gemeinsam mit der Kulturbehörde die Schaffung von über 30 Ateliers anregte, hat den alten Pavillon von den Werkstätten gemietet und tritt nun erstmals als Vermieter auf. Gestern übergab der Vorsitzende Klaus Ecker die Räume, die mit jeweils mehr als 60 Quadratmetern viel Platz zum Schaffen bieten und keiner umfangreichen Renovierung bedurften. Außer dem hübsch zwischen Bäumen und Sträuchern verborgenen Fertighaus steht den Künstlern noch eine große Wiese zur Verfügung, die es erlaubt, auch im Freien zu arbeiten.
Im alten Schulgebäude nebenan arbeiten noch 40 Behinderte, die im Laufe der nächsten drei Jahre in einen Neubau umziehen, erklärt Klaus von Bargen, Sachbearbeiter für Häuserverwaltung der Elbe-Werkstätten. Nach dieser Frist können hier möglicherweise weitere Arbeitsräume für Künstler geschaffen werden. Und noch gehört Hamburgs Osten zu den erschwinglichen Gegenden für Mieter. In der angespannten Lage auf dem Markt für Ateliers entwickelt sich die Gegend langsam zu einer Zuflucht für gebeutelte Maler und Bildhauer, die hier noch ein bezahlbares Fleckchen zum Arbeiten finden können.
„Alles, was der Beschaffung von Ateliers dient, ist der Kulturbehörde angenehm“, begrüßt Angelika Walther vom Referat für Bildende Kunst in der Kulturbehörde die Übergabe der Räume. Sie habe allerdings auch den Eindruck, daß viele Künstler lieber in Stadtnähe blieben, statt in kostengünstigere Randgebiete auszuweichen.
Gemeinsam mit dem Berufsverband Bildender Künstler wird der Atelier-Verein demnächst eine GmbH gründen, für die die Kulturbehörde 25.000 Mark der Mindestkapitaleinlage übernimmt. Um Räume, die „statt riesiger Prestige-Objekte lieber kleiner, aber bezahlbar“ sind, will sich die GmbH kümmern, erläutert Wolfgang Kühn vom Atelier-Verein, dem es mehr um praktische Hilfe für Künstler als um Wirtschaftsförderung im Allgemeinen geht. jk
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