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In Genf soll jetzt wieder geredet werden

■ Serben haben sich weitgehend zurückgezogen

Genf (taz) – In Genf soll wieder verhandelt werden. Unter der Voraussetzung, daß auch die letzten am Sonntag noch auf den Bergen Igman und Bjelašnica verbliebenen serbischen Truppen zuvor abgezogen werden, will Bosniens Präsident Izetbegović heute nachmittag zum erstenmal seit Wochen wieder an Direktverhandlungen mit Serbenführer Karadžić und Kroatenchef Boban teilnehmen. Wie der Präsident auf einer Pressekonferenz und in Interviews über das Wochenende erklärte, will er bei den Verhandlungen „vorrangig“ die Aufhebung der Blockade Sarajevos, die Einstellung sämtlicher Kampfhandlungen in ganz Bosnien sowie die ungehinderte Durchfahrt für alle Hilfskonvois fordern. Die Erfüllung dieser Forderungen sei allerdings keine „Vorbedingung“ für Verhandlungen über die Grenzen der von Izetbegović im Grundsatz akzeptierten „Union“ dreier ethnischer Teilrepubliken. Für die „Überlebensfähigkeit“ der künftigen „bosnisch-muslimischen“ Teilrepublik, in der laut Izetbegović auch Serben und Kroaten leben können sollen, forderte der Präsident jetzt öffentlich rund 40 Prozent des bosnischen Territoriums. Mehrheitlich muslimisch bewohnte Gebiete wie zum Beispiel die ostbosnischen Enklaven Goražde und Srebrenica könnten nicht in der künftigen serbischen Teilrepublik liegen und lediglich durch Korridore mit der bosnisch-muslimischen Teilrepublik verbunden werden, sondern müßten „integraler“ Bestandteil dieser Teilrepublik sein. Auf der bereits vergangene Woche in der taz veröffentlichten Karte, die der Präsident voraussichtlich diese Woche präsentieren wird, reicht diese Teilrepublik zudem im Norden direkt bis zum Save- Fluß und sieht einen etwa 30 Kilometer breiten Küstenstreifen an der Adria vor. Bislang wird diese Vorstellung von der EG und UNO nicht unterstützt. azu Siehe auch Seite 8

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