: Bonn bittet Ankara um Hilfe
■ Sorge um entführte Touristen
Ankara/Bonn (AP/AFP/taz) – Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat gestern seinen türkischen Amtskollegen Hikmet Cetin gebeten, alles für die Freilassung der in der Türkei entführten Touristen Albrecht Christoph Lehmann und Henry Butler zu tun. Gleichzeitig zog der FDP-Politiker erneut ein Verbot der „Kurdischen Arbeiterpartei“ PKK in Deutschland in Erwägung. Er räumte jedoch ein, daß es kontraproduktiv sein könne, eine Partei zu verbieten und ihre Mitglieder in den Untergrund zu zwingen. Die PKK hat die Verantwortung für die Verschleppung der beiden Deutschen in Türkisch- Kurdistan übernommen.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Kinkel habe in seinem Schreiben die Sorge der deutschen Öffentlichkeit dargelegt. Die Botschaft in Ankara wurde um einen weiteren Experten verstärkt. Außerdem wurde ein ständiger Arbeitsstab an der Botschaft und im Auswärtigen Amt eingerichtet. Die beiden Deutschen waren am Sonntag gemeinsam mit einem Neuseeländer in der Nähe des Van-Sees entführt worden.
Nach Angaben des PKK-Sprechers Ali Sapan können bis zur Freilassung der Touristen noch „Wochen bis Monate“ vergehen. Gegenwärtig seien sie „Gäste der kurdischen Widerstandsbewegung“. An ihre Freilassung knüpfe die PKK drei Bedingungen: Die europäischen Regierungen sollten dafür sorgen, daß keine Urlauber mehr in die Türkei reisten. Die Bundesregierung solle mit den nationalen Befreiungsbewegungen Kurdistans Kontakt aufnehmen. Bei der Freilassung der Entführten sollten humanitäre Organisationen und internationale Presse anwesend sein. Zu den Umständen der Entführung erklärte Sapan, die Deutschen seien bei einer Straßenkontrolle festgenommen worden. Die PKK behalte sich solche Straßenkontrollen vor, da sie in Kurdistan eine Art Staatsgewalt ausübe.
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