■ Kommentar: Politik ohne Spots
Es fällt leicht, sich der Forderung von Jobst Plog anzuschließen. Nicht nur wegen der zu erwartenden ausländerfeindlichen Hetze, die die rechtsextremen Parteien in den kommenden Wochen und in den Wahlkämpfen des kommenden Jahres unters Fernsehvolk bringen werden. Auch die Wahl-Spots der anderen Parteien, ohnehin keine Glanzlichter bundesdeutscher Fernseh- und Radiokultur, dürften im Zeitalter der tausendundein Programme eher für fröhliches Zapping sorgen, als für Polit-Aufklärung.
Wahl-Spots in den öffentlich-rechtlichen Sendern kann darüber hinaus getrost als eine der ebenso zahlreichen wie regelungsbedürftigen Facetten versteckter Parteienfinanzierung bezeichnet werden. Nur den Kirchen wird im angestaubten Artikel 15 des NDR-Staatsvertrags ein vergleichbares Privileg eingeräumt. Verzichtbare Anachronismen.
Dennoch ist es mit einem simplen „Parteiwerbung-Raus“ nicht getan. Die Forderung nach Reklame-Verzicht muß einhergehen mit einem verantwortungsvollerem Umgang der Medien mit der Politik. Nicht Anbiederung ist gemeint, nicht Verzicht oder auch nur vorsichtiges Zurücknehmen berechtigter Kritik. Gemeint ist mehr journalistisches Fingerspitzengefühl, sauberere Recherchen und ein angemessenerer Umgang mit den Schlagworten Skandal, Affäre etc. Nicht nur in den öffentlich-rechtlichen Medien.
Die Zeiten, in denen man auf die politische Klasse eingeprügelt hat, „als habe man eine zweite Garnitur im Keller“ sollten vorbei sein - spätestens seitdem man weiß, wer in diesem deutschen Keller wartet.
Uli Exner
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