■ Mit Uranbergmännern auf du und du: Stromvergiftung
Berlin (taz) – Auf einer UNO-Umweltkonferenz wurde es schon 1972 beschlossen: Alle Aktivitäten müssen unterbleiben, die die Umwelt anderer Länder schädigen. Aber die Bundesrepublik hat diese Vereinbarung nie umgesetzt – im Gegenteil. Immer neue Projekte verstoßen dagegen. Zum Beispiel laufen derzeit insgesamt sechs neue Projekte zum Uranabbau mit deutscher Beteiligung im kanadischen Saskatchewan an. Auf Indianerland sollen zwölf Uranbergwerke entweder neu gebaut oder erweitert werden. Außerdem sollen vier Uranerz-Aufbereitungsanlagen neu entstehen. Bestimmt sind die dort abgebauten Erze zu über 90 Prozent für den weltweiten Export, allein 30 Prozent kommen auf den EG-Markt.
Wie eng der Uranabbau mit der Atomindustrie verknüpft ist, zeigen die beteiligten deutschen Firmen: Führend dabei ist die „Uranerzbergbau Wesseling“, eine Tochter der Rheinbraun und damit des RWE. Kanada-Pläne hegen – über Minderheits-Anteile am französichen Atomkonzern COGEMA – auch die Stromriesen Badenwerk, Energieversorgung Schwaben sowie der STEAG- Konzern. Was den indianischen Ureinwohnern von deren saftigen Geschäften bleibt, sind die Folgen des Uranabbaus: Millionen Tonnen extrem langlebiger gefährlicher Strahlenhalden und das Elend ungezählter Strahlenkrebsopfer in den Abbauregionen.
Diesen Raubzug gegen Land und Leute sowie die rücksichtslose Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen wollen die Indianer nicht mehr länger hinnehmen. Sie versuchen derzeit, bei verschiedensten offiziellen Anhörungen ihre Anliegen einer breiteren Öffentlichkeit zu erklären. Zum Solidarmarsch gegen den Umweltrassismus haben auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die „Kettenreaktion Hahnau“ geblasen: Mit einem dringenden Appell wenden sie sich an Bundeskanzler Kohl, dessen Minister Töpfer, Rexrodt und Kinkel sowie an die zuständigen kanadischen Regierungsstellen. Gefordert wird, den „Import von Uran zur Energiegewinnung in Deutschland und die Beteiligung deutscher Firmen an Uranabbauprojekten zu untersagen“. Unterstützt werden diese Forderungen durch eine bundesweite Unterschriftenaktion. Bettina Fink
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