■ Kaum zu glauben: Müller-Milch contra Misereor
Die für ihre Prozeßfreudigkeit bekannte Firma Müller-Milch hat sich jetzt mit dem katholischen Hilfswerk Misereor angelegt. Anlaß: Eine Anzeige der Hilfsorganisation war dem Molkerei-Multi ein Dorn im Auge. Unter der Überschrift „Alles Müll oder was?“ hieß es: „Wenn Sie Elisabeth Müller heißen und in Europa wohnen, produzieren sie 79mal soviel Müll wie Isabela Martinez in Lateinamerika.“
Molkereibesitzer Theo Müller, dessen im bayerischen Aretsried ansässige Firma unvergleichlich viel mehr Müll produziert als etwa Elisabeth Müller oder gar Isabela Martinez, sah seine Geschäftsinteressen gestört. Seine Anwälte schüchterten das bischöfliche Hilfswerk mit einem Brief ein. In dem wurde Misereor aufgefordert, die Anspielung auf den Firmen-Slogan „Alles Müller oder was?“ nicht mehr zu verwenden. Die Organisation sollte sich verpflichten, anderenfalls 50.000 Mark Vertragsstrafe zu bezahlen.
Misereor trat sofort den Rückzug an. In einem Brief an alle Verlage, die die Anzeige hatten abdrucken sollen, schrieb Prälat Norbert Herkenrath: Wegen der Verantwortung „für die uns anvertrauten Spendengelder haben wir einen Rechtsstreit mit der uns auffordernden Firma angesichts des damit verbundenen hohen Kostenrisikos zu vermeiden“. Die betreffenden Verlage sollten daher die Anzeige nicht weiter verwenden und den Verzicht brieflich bestätigen.
Die Riesenmolkerei gab sich damit bisher zufrieden. Es sei schließlich nur um den rechtlichen Schutz des Slogans gegangen, versichert Sprecher Wirths bieder, nicht um den Inhalt der Anzeige. „Wir fühlen uns nicht als Müllverursacher“, sagt Wirths, dessen Firma jährlich fast eine Milliarde Einweg-Becher mit Milchprodukten verkauft.
jp
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