Grüner ganz vorn

■ Neuer Bürgermeister in Biebesheim

Frankfurt/Main (taz) – Überraschend deutlich hat der engagierte Umweltschützer Thomas Rahner (33) von den „Hoechster Schnüfflern und Maaguckern“ am Sonntag die Bürgermeisterstichwahl im südhessischen Biebesheim gewonnen. Der Grüne verwies seinen Konkurrenten Joachim Weidmann von der SPD mit dem „gigantischen Ergebnis“ (Rahner) von 55,2 Prozent auf den undankbaren zweiten Platz.

Rahner ist in Hessen der erste vom Volk gewählte Grüne auf einem Bürgermeistersessel. Die Gemeinde Biebesheim mit der umstrittenen Giftmüllverbrennungsanlage der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) und der direkten Nachbarschaft zum AKW in Biblis war aufgrund einer Korruptionsaffaire monatelang in den Schlagzeilen der Lokalpresse. Der unter dem Verdacht der Vorteilsnahme im Amt in U-Haft genommene Ex-Bürgermeister Walter Vollmer (SPD) hatte am 22. Juli in der JVA Preungesheim Suizid begangen. Mit ihrem Votum für Rahner, der auch von der CDU unterstützt wurde, nachdem der christdemokratische Bewerber im ersten Wahlgang am vorletzten Sonntag durchgefallen war, wollten die BiebesheimerInnen offenbar einen Schlußstrich unter die Affairen der Vergangenheit ziehen. Auf dem Rathausvorplatz feierten zahlreiche BürgerInnen euphorisch die Wahl des Grünen.

Zittern mußte dagegen der Kandidat der Grünen für den Posten des hauptamtlichen Beigeordneten im Landkreis Groß-Gerau. Mit der Wahl von Volkmar Schirmer (53) aus Rüsselsheim zum Beigeordneten wurde am Montag das bereits per Koalitionsvertrag abgesegnete rot-grüne Bündnis im Kreis bestätigt. Allerdings stimmten von den 46 anwesenden Abgeordneten der rot-grünen Koalition nur 43 für den Architekten. Im Vorfeld der Wahl hatten zwei sozialdemokratische Abgeordnete offengelegt, daß sie Schirmer ihre Stimmen verweigern würden. kpk