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Mordtermin stand fest

■ Hepp-Prozeß: "Abtreibung" stand eindeutig für Mord, sagt der "Killer" aus / Wurde die Mutter ermordet

Dreimal habe er längere Zeit vergeblich geklingelt, doch erst als er „Abtreibung“ rief, „flog sofort die Tür auf“, berichtete gestern vor Gericht der angebliche „Killer“ Andreas A. Der zentrale Zeuge erklärte mehrfach, er habe bis zum Gespräch mit der ehemaligen AL- Politikerin Ilona Hepp nicht geglaubt, daß diese ihren Bruder aus Habgier töten lassen wollte. Bei den zwei Treffen Ende Juli 1992, bei denen er sich auf Bitten des Bruders als professioneller Mörder ausgab, habe Ilona Hepp aber mehrfach unmißverständlich deutlich gemacht, daß sie den Tod des Bruders wolle. „Der muß weg“, habe sie erklärt und zum Ausdruck gebracht, daß der Bruder für sie weniger wert sei als ein Tier. Es habe auch überhaupt keinen Zweifel gegeben, daß mit dem von Ilona Hepp verwendeten Wort „Abtreibung“ die Ermordung gemeint war, sagte der 44jährige Metallarbeiter aus Düren. Anders als die bisher gehörten Zeugen machte er einen durchweg überzeugenden Eindruck. Ilona Hepp behauptet, das Codewort „Abtreibung“ habe für die Wiederbeschaffung des Familienschmucks gestanden, den der Bruder unrechtmäßig an sich genommen habe. Über Schmuck sei nie gesprochen worden, sagte hingegen der Zeuge. Tatsächlich sei festgelegt worden, daß der Bruder vor dem 7. August 1992 bei einem Verkehrsunfall sterben sollte.

Der Freund des Kunsthistorikers Nicolas Hepp hinterließ entgegen seiner sechzehn Vorstrafen einen soliden Eindruck und machte bei seiner Aussage, die ihn emotional teilweise sehr berührte, mehrfach deutlich, daß Ilona ihm leid getan habe. Weil sie nach der „Anzahlung“ von 5.000 Mark nach seinem Eindruck „traurig“ und „nachdenklich“ zurückblieb, habe er erneut gefragt, ob sie vom Auftrag zurücktreten möchte. Dies hätte sie aber wiederum kategorisch abgelehnt. Bei der Übergabe von 50.000 Dollar war Ilona Hepp von der Polizei verhaftet worden.

Ilona Hepp behauptet, sie habe das Geld nur gezahlt, weil mit der Ermordung der Freundin ihres Bruders gedroht wurde. Der „Killer“ habe zudem klargemacht, das Leben ihres Bruders sei sowieso nicht mehr zu retten. Der Zeuge A. bestreitet dies. Er habe erst beim zweiten Treffen „Druck“ gemacht, weil Ilona Hepp erst nach dem Mord zahlen wollte. Deswegen habe er erklärt, die von Ilona Hepp mit der Killersuche beauftragte Hepp-Freundin Marita L. werde Ärger bekommen, wenn das Geld nicht schnell gezahlt werde. Schließlich wollte man für die Polizei einen Beweis für die Mordabsicht haben.

Ilona Hepp habe auf ihn den Eindruck gemacht, daß sie „verdreht“ und von Haß getrieben sei. Von Emotionen überwältigt, äußerte der Zeuge unter Tränen auch den Verdacht, die im Dezember 1991 gestorbene Mutter sei nicht eines natürlichen Todes gestorben. Auf diesen Gedanken habe ihn eine entsprechende Bemerkung Ilona Hepps gebracht. Die Tränen quittierte die Angeklagte mit dem Ruf „Schwein“ und „Lüge“. Anschließend kam es zu einem teilweise heftigen Wortgefecht. Als die Angeklagte sich nach dem Kind des Zeugen erkundigte, äußerte dieser gegenüber dem Gericht, er habe seit einem Jahr Angst, dieses könnte umgebracht werden. „Diese Angst ist auch berechtigt“, schrie Ilona Hepp daraufhin. Gerd Nowakowski

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