Unersetzlich streitbar

■ Arie Goral feiert heute 84. Geburtstag

Der Schriftsteller, Maler und Graphiker Arie Goral-Sternheim feiert heute seinen 84. Geburtstag. Der streitbare Geist ist aus Hamburgs Kulturszene nicht wegzudenken und gab dafür noch am vergangenen Sonntag ein Beispiel in den Hamburger Kammerspielen, wo unter dem Titel „Brückenschlag“ müde diskutiert wurde, wie man heute in Deutschland mit dem Holocaust und seinen Folgen umgehen könne. Es war der alte kleine Herr, der in der gepflegten Versammlung die Interessenlosigkeit der Deutschen zu diesem Thema beim Namen nannte.

Am 16. Oktober 1909 als Walter L. Sternheim in Rheda/Westfalen geboren, verbrachte Arie Goral seine Kindheit und Jugend in Hamburg. Als Jugendlicher engagierte er sich in der sozialistisch-zionistischen Jugendbewegung und wurde früh mit Faschismus und Antisemitismus konfrontiert. 1933 emigrierte er nach Frankreich, 1935 nach Palästina, wo er sich der Kibbuzbewegung anschloß und auf dem Bau, in Orangenplantagen und als Assistent im Museum in Tel Aviv arbeitete. Anfang der 50er Jahre studierte er Kunst in Florenz und kehrte 1953 zurück nach Hamburg. Er betrieb eigene Galerien, wirkte als Kunstpädagoge und organisierte Ausstellungen engagierter Kunst und Kunst in der Verfolgung. Wachsam beobachtete er den Antisemitismus, der noch heute der Deutschen Geist vernebelt. Auch die taz hat er des öfteren - und meist zurecht - gescholten. Zu wünschen ist ihm und uns, daß er noch lange so widerspenstig bleibt. jk

1993 erschien „Krieg 1942 1992“ von Arie Goral im Hamburger Dölling & Galitz Verlag