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Betr.: Berichterstattung zum Sonderparteitag von Bündnis 90 / Die Grünen

In Eurer Berichterstattung und den Kommentaren zum Bonner Sonderparteitag werft Ihr der Mehrheit der Versammlung Einseitigkeit, Intoleranz gegenüber der Minderheit und verbohrten Pazifismus vor. Gegen Eure Berichterstattung läßt sich der gleiche Vorwurf erheben.

Entweder habt Ihr die Anhörung der Fachleute am Vorabend ausgelassen oder bewußt ignoriert, in der deutlich wurde, daß militärische Gewalt von außen in diesem „Sezessionskrieg“ (Horst Grabert) keine dauerhafte Lösung bringt, sondern eher dazu beiträgt, den inneren Konflikt zu verschärfen. Demgegenüber wurde deutlich, daß auch diplomatische Fehler des deutschen Außenministeriums, also eine Intervention, die nicht vorrangig im Interesse der streitenden Parteien vorgenommen wurde, den Krieg erst provoziert hat. Ich kann mich nicht erinnern, daß außer der Bosnierin, die verständlicherweise parteiisch ist, einer der Fachleute langfristige Hilfe für die Bosnier durch militärische Intervention erwartete. Im Gegenteil: Militärisches Eingreifen würde den Konflikt verschärfen. Das habt Ihr in Eurer einseitigen Berichterstattung vergessen.

Gerade angesichts der derzeitigen Drängelei deutscher Außen- und Verteidigungsminister nach militärischen Ehren sowie einer orientierungslosen Bundeswehr nach neuen militärischen und sicherheitspolitischen Aktionen – für die wir ja alle auch gegen unseren Willen bezahlen – ist es auch im Interesse aller Kriegsmüden in unserem Lande (das werden immer mehr) notwendig, daß wenigstens eine Partei den konsequenten Ausstieg aus der deutschen Militarisierungsspirale propagiert. [...] Dr. Regine Roemheld,

Fröndenberg

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