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Aufgeregte Entrüstung

■ betr.: „Tötungsverbot und Wert des Lebens“, taz vom 2.10.93, LeserInnenbriefe dazu, taz vom 14.10.93

Achtung (un-)werter Theodor, hier ist noch so eine Stimme, die „in den Chor aufgeregter Entrüstung von den Bischöfen bis hin zu den Behindertenvertretern einstimmt“, aber nicht aufgrund einer „Tabuverletzung“, sondern weil mich die ewig erbetene Sachlichkeit in der Diskussion um den Lebenswert eines Menschen annervt.

Wenn ich übernatürliche Kräfte hätte, dann würde ich Dir alle erdenklichen Leiden an den Hals wünschen, mir dann einige Behinderte suchen, die an der Welt und besonders an so einem wie Dir leiden und trotzdem ihren Spaß am Leben haben, und wir würden dann das „geduldige und oft mühsame Abwägen von Argumenten“ für ein Weiterleben oder Nichtweiterleben Deinerseits auf uns nehmen, nur um Dir und der Völkergemeinschaft Gutes zu tun.

Aber ich glaube, wir müßten uns in diesem Fall gegen das Tötungsverbot aussprechen, da Dein Leben aus Deiner Sicht ja nicht mehr lebenswert wäre, gell?!

Oder verletze ich jetzt ein Tabu? Darf man wissenschaftlich Lehrende für ihren Versuch, jedes Gefühl aus so einer Debatte herauszuhalten, nicht anpissen? Ach ja, natürlich, so ist's gedacht: sauber, rein, sachlich, neutral, gesund, gefühllos und am besten noch arisch: gentechnisch perfekt geklont! Andrea Kosch, Gießen

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