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Thailand: Mörderische Geschäfte in Libyen

■ Chemiewaffenfabrik für Gaddafi?

Berlin (taz) – Thailändische Unternehmen sollen zu den wichtigsten Partnern beim Aufbau des libyischen Chemiewaffen-Programms gehören. Wie die International Herald Tribune gestern unter Berufung auf thailändische Regierungskreise und US-Nachrichtendienste meldete, hat eine thailändische Firma vor wenigen Tagen eingeräumt, die Pläne für die Konstruktion von zwei großen Tunnel geliefert zu haben und ihre Errichtung in der Nähe von Tarhuna, etwa 65 Kilometer südöstlich der libyschen Hauptstadt Tripoli, zu überwachen. Diese Tunnel sollen nach Ansicht von US-Geheimdiensten zur Produktion und zur Lagerung von Giftgas und anderen Chemiewaffen dienen. Nach Auskunft der thailändischen Firma W & M Co. hingegen sind sie als Schutzbunker für die Zivilbevölkerung gedacht. Die Firma sei beauftragt worden, noch drei weitere Tunnel in den Außenbezirken von Tripoli zu bauen. An dem Geschäft beteiligt seien auch zwei Unternehmen, die thailändische Arbeitskräfte ins Ausland vermitteln.

Im Januar diesen Jahres hatte Thailand das internationale Abkommen über das Verbot von Chemiewaffen unterzeichnet. Die Regierung in Bangkok erklärte, sie wolle dafür sorgen, daß die Beteiligung thailändischer Firmen an der Produktion dieser Waffen aufhört. In den USA geht man davon aus, daß thailändische Unternehmen in aller Stille die Nachfolge deutscher und japanischer Firmen angetreten haben, die sich unter internationalem Druck von der Kooperation an der libyschen Giftgasfabrik von Rabta zurückgezogen hatten. Dort hatten auch thailändische Unternehmen mitgebaut.

Dem Bericht zufolge ist Bangkok nicht glücklich über US-Versuche, thailändischen Firmen die Arbeit in Libyen zu untersagen. Denn die Zusammenarbeit bringt dem südostasiatischen Land wichtige Devisen: Fast 25.000 thailändische Arbeitskräfte sind in Libyen beschäftigt und schicken jährlich viele Millionen Dollar in ihre Heimat zurück. li

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