Burundis Putschisten verlieren die Macht

■ Mehrheit der Armee unterstützt offenbar Zivilregierung / Lage bleibt verwirrend

Bujumbura (AP/AFP/dpa) – Die burundischen Militärs, die vor gut einer Woche gegen die demokratisch gewählte Regierung geputscht und Präsident Melchior Ndadaye ermordet hatten, sind mit ihrem Umsturzversuch offenbar gescheitert. Ministerpräsidentin Sylvie Kinigi, die sich in die französische Botschaft geflüchtet hatte, erklärte im staatlichen Rundfunk, die „kleine Gruppe“, die versucht habe, die Macht zu übernehmen, sei „zerschlagen“. Das Außenministerium der ehemaligen Kolonialmacht Belgien teilte mit, nach bislang vorliegenden Informationen habe sich die Mehrheit der Armee wieder auf die Seite der gestürzten Zivilregierung gestellt. Dennoch bleibt die Lage in dem ostafrikanischen Kleinstaat unübersichtlich. Zwar sind Soldaten aus dem Straßenbild der Hauptstadt Bujumbura weitgehend verschwunden und haben sich in die Kasernen zurückgezogen, gleichzeitig aber wird im Lande selbst offenbar weiter gekämpft. Ein Sprecher des Internationalen Roten Kreuzes sagte, bislang gebe es keine Anzeichen für ein Abflauen der Gefechte.

Der UNO-Sondergesandte James Jonah bezeichnete bei einem Besuch in Bujumbura die Situation als „eher verwirrend“. In einem Gespräch mit Jonah haben Sylvie Kinigi und mehrere mit ihr gemeinsam geflüchtete Minister der gestürzten Regierung ihre Forderung nach Intervention ausländischer Truppen in Burundi erneuert. Sie wollen die französische Botschaft erst verlassen, wenn Friedenstruppen ihre Sicherheit garantieren. Nach Angaben von Bischof Barnard Bududira, dem Oberhaupt der katholischen Kirche Burundis, sind seit dem Putsch mehr als 20.000 Menschen getötet worden. Die Zahl der Flüchtlinge hat sich nach Angaben des UNO- Flüchtlingswerkes UNHCR auf über 400.000 erhöht, und sie steigt weiter an. Die weitaus meisten – über 340.000 – haben im Nachbarland Ruanda Schutz gesucht. Um ihnen zu helfen, hat das UNHCR einen Dringlichkeitsfonds in Höhe von rund 5,8 Millionen Mark zur Verfügung gestellt.