: Lahmes Spiel um grüne Punkte
■ Viele Brettspiele, die sich mit Natur und Umwelt beschäftigen, sind so trist wie die Lage der Umwelt selbst / Wenig Öko bei Verpackungen
Das gemeinsame Brett- oder Gesellschaftsspiel ist zum Symbol für familiäre Kommunikation geworden. Kinder und Erwachsene sehen darin eine Alternative zum passiven Medienkonsum. Jeder fünfte Deutsche kauft sich pro Jahr ein neues Brettspiel; über 400 Millionen Mark setzt die Branche auf diesem Gebiet jährlich um.
Nur zu natürlich, daß die wachsende Sensibilität für ökologische Fragen sich auch in entsprechenden Spielen niederschlug. Waren es in den 70er Jahren vor allem alternative Kleinverlage, die mit Öko-Spielen das Umweltbewußtsein schon bei den Kindern stärken und wecken wollten, so sind heute fast alle Großverlage mit dabei.
ÖKO-TEST hat 30 Ökospiele unter die Lupe genommen. Dabei ging es ebenso um ihre ökologischen Inhalte, wie um die Gestaltung und das Material von Spielfiguren und Verpackung. Vier Spiele wurden als „empfehlenswert“ beurteilt, drei weitere Spiele waren „eingeschränkt empfehlenswert“, weil ihre Verpackung Anlaß zur Beanstandung gab. Obenan stand für die Bewertung jedoch der Spielreiz. Denn ein langweiliges Spiel kann auch die besten Umweltinformationen nicht vermitteln.
„Die Botschaft sollte in den Spielablauf eingebettet sein, damit ein Lerneffekt entsteht“, meint Dr. Bernward Thole, Leiter des Deutschen Spiele-Archivs in Marburg. Spiele, in denen die Erkenntnisse nur über Ereigniskärtchen vermittelt werden, hält er für wenig effektiv. Doch auch dann bleibt fraglich, was ein Ökospiel vermitteln kann: Beim Spiel „Sauerbaum“ beispielsweise müssen die Mitspieler gemeinsam saure Regentropfen aus dem Baum pflücken. „Man lernt, da ist ein Problem, das nur zusammen zu lösen ist“, meint Thole. Andererseits erfährt man aber über sauren Regen überhaupt nichts. Umgekehrt beim Spiel „Der Natur auf der Spur“: Die Fragekärtchen vermitteln viele Kenntnisse über Tiere, Pflanzen und ihre ökologische Bedeutung, doch das dazugehörige Spiel fesselt die Kinder nicht.
Bei anderen Spielen, etwa dem bekannten „Emil räumt auf!“, bleiben Spielgeschehen wie Umweltbotschaft auf ziemlich einfachem Niveau: Wenn der Müll mit viel Glück und etwas Geschick abgeliefert ist, dann ist das Spiel auch schon zu Ende.
Eine überzeugende Verbindung von Umwelt-Erfahrung und packender Spieldynamik findet sich dagegen im „Umwelt-Memory“ vom Ravensburger Spieleverlag: Die Memory-Idee wird hier auf das Sortieren von Müll übertragen. Zur Verpackung muß der passende Müllcontainer - etwa für Glas, Papier, Aluminium, Metall - gefunden werden. Doch muß man meist nicht nur zwei passende Karten finden. Denn der Saftkarton zum Beispiel besteht nun mal aus Papier, Kunststoff und Aluminium, folglich muß man auch alle diese Container-Karten aufdecken. So zeigt das Spiel, welche Abfälle auch in der Realität die meisten Probleme machen. Zudem bietet dieses Memory ein ganz neues Spielerlebnis.
Die Ausstattung der Spiele folgt der Umweltidee, die sie ja vermitteln sollen, nicht immer. So mußte unser Labor feststellen, daß bei vielen Spielen überwiegend kein Recyclingpapier, sondern neues, strahlend weißes Papier verwendet wurde. Bei vielen Spielen wog die Verpackung mehr als der spielbare Inhalt. Außerdem fanden sich noch häufig Folien und Einzelteile aus umweltschädlichem PVC. Dennoch kann man mit vielen der Ökospiele durchaus eine Menge Spaß haben. Thomas Schmitz-Günther
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