■ Radiodays
: Montag

„Der Held und sein Wetter“ hieß ein Referat in Unitagen. Sein Gebrauchswert ist heute nicht zu unterschätzen. Zum Beispiel beim Durchblättern der herbstlichen Rundfunkprogramme. Da springt doch frappierend ins Auge, daß eine Gruppe nachdenklicher Existenzliteraten (auch „Absurde“ geschimpft) vor allem ab November Hochkonjunktur hat! Sobald die ersten klammen Nebelschwaden übers Land ziehen und rotbraune Schoko-Nikoläuse sich ins Aldi-Sortiment stehlen, verfallen wir ferngesteuert ins saisonbedingte Grübeln – was uns bei Lindenduft und Sonnenschein eher vorenthalten wird. Nun ist es also wieder daran, über die Existenz unserer Art – von den Highbrows condition humaine genannt – nachdenken zu lassen. Bei Albert Camus zum Beispiel regte sich der analytische Reflex vor allem beim Reisen – was ich auch neidvoll nachempfinden kann! Aus dem Fundus seiner Reisetagebücher pickte der DS-Kultur den USA- Trip des damals Dreiunddreißigjährigen. Hier ergrübelte das intellektuelle Alter ego Humphrey Bogarts (so die liebevollen Groupies) seine Philosophie, den „negativen Gedanken mit der Möglichkeit des positiven Handelns zu verbinden“ (13 Uhr). Und damit nachher keiner kommt und behauptet, hier würden die Wessis bevorzugt, ein Hinweis auf den osteuropäischen absurden Daniil Charms. Am Mittwoch legt der WDR 3 einen Zugang zu den klaustrophobischen Innenwelten des 1942 verstorbenen Dichters: Die Kunst ist ein Schrank(21 Uhr).