: Kurden-Gruppe droht mit Eskalation
■ Kanzler für, Verfassungsschutz gegen PKK-Verbot
Berlin (dpa/AP) – Die Bonner Überlegungen für ein Verbot der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) hat eine der Kurdenorganisationen mit der Drohung einer weiteren Zuspitzung beantwortet. In einer gestern in Köln verbreiteten Erklärung der Nationalen Befreiungsfront Kurdistans hieß es, die Verbotsdrohungen könnten „kein Ergebnis erzielen“ und „nur zu weiteren Reaktionen der Menschen und damit zu einer Zuspitzung der Situation beitragen“.
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) drängt auf ein Verbot deutscher Ableger der PKK. Das will die Welt am Sonntag aus der „engsten Umgebung“ Kohls erfahren haben. Bundesinnenminister Kanther sammele bereits Belastungsmaterial, um ein Verbot begründen zu können. Der Hamburger Verfassungsschutzpräsident Ernst Uhrlau sprach sich dagegen trotz der Anschlagsserie gegen türkische Banken und Geschäfte am vergangenen Donnerstag gegen ein Verbot der PKK aus. Die Behörden hätten dann „noch geringere Möglichkeiten“, an Informationen über die PKK heranzukommen. Die PKK erhalte ihre Befehle aus dem Ausland, „ein Verbot interessiert die Drahtzieher in Damaskus überhaupt nicht“. Uhrlau wies Vorwürfe zurück, wonach die Anschläge, bei denen ein 30jähriger Türke getötet wurde, trotz vorheriger Hinweise nicht verhindert worden seien. Bei fast zwei Millionen türkischen Mitbürgern sei es unmöglich, „vor jedes türkische Reisebüro und vor jedes türkische Lokal einen Polizisten zu stellen.“
Die PKK hat den Vorwurf zurückgewiesen, für die Anschläge verantwortlich zu sein. Die Anschuldigungen seien ein „Phantasieprodukt“ der Medien. Sie rief in einer am Samstag in Köln und Paris verbreiteten Erklärung die europäischen Regierungen auf, ihren Einfluß zur Lösung des türkisch- kurdischen Konflikts geltend zu machen. Die PKK habe sich immer für eine politische Lösung eingesetzt. Auf den angebotenen Waffenstillstand habe der türkische Staat aber mit militärischen Angriffen geantwortet. Daher seien die Reaktionen der Kurden im Ausland verständlich, bei denen sich „innere Spannung und Wut“ entladen hätten.
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