: Chinesischer Zirkus: Spaß beim Staunen
■ Sie fangen da an, wo normaler Zirkus aufhört
Im Zirkus gibt es eine Schlangenfrau, die im Handstand ihren Po auf den Kopf legen und dabei mit dem Mund eine Blume aufheben kann. Im Chinesischen Nationalcirkus macht die Schlangenfrau das auch, dabei balanciert sie allerdings in zehn Meter Höhe auf einem Turm von wackelig aufeinandergestellten Bänken, die nicht auf dem Boden, sondern auf den Beinen ihrer Partnerin stehen und an dem noch vier weitere Artistinnen hängen. Und den Handstand mit Po zum Kopf macht sie einhändig auf einem Drehteller.
Im Zirkus gibt es einen Jongleur, der mit seinem Fuß kleine Suppenschüsseln auf den Kopf werfen kann. Im Chinesischen Nationalcirkus macht der Jongleur das auch, befindet sich dabei allerdings auf einem über zwei Meter hohen Einrad, das er auf einem kleinen runden Podest mit einem einzigen Fuß während der Jonglage hin- und herradeln läßt. Und die Suppenschüsseln befördert er nicht eine nach der anderen auf den Kopf, sondern fünf zugleich, die er zuvor auch noch im abwechselnd aufrecht und umgedreht von seinem Fuß aus am Bein hochstapelt.
Schließlich fliegt auf den hohen Stapel von Suppenschüsseln auf seinem Kopf auch noch eine Tasse und in die Tasse ein Teelöffelchen.
Im Zirkus gibt es einen Löwen, der kann durch einen hoch aufgehängten Reifen springen. Im Chinesischen Nationalcirkus gibt es auch Löwen, die durch Reifen springen. Unter ihrem Fell stecken allerdings je zwei Akrobaten und die steigen anschließend noch auf eine große Kugel, auf der sie über eine Wippe rollen.
Im Zirkus gibt es drei, vier Stars, die mit Paukenschlag und Trommelwirbel in den Mittelpunkt gestellt werden. Im Chinesischen Nationalcirkus gibt es 50 Stars, die sich von einer leichten, meldodischen traditionellen chinesischen Musik begleiten lassen. Und im Mittelpunkt steht die gesamte ArtistInnen-Gruppe, die sich in immer neuen wechselnden Rollen gegenseitig unterstützt.
Im Zirkus gibt es zum Lachen einen Clown. Im Chinesischen Nationalcirkus gibt es keinen Clown, aber trotzdem genug zu Lachen. Zum Beispiel dann, wenn zwei Akrobaten mit zehn Kilo schweren Keramikvasen Kopfball spielen oder wenn als Pausennummer ein Pandabär einen Drachen um die Manege führt.
Jeder Zirkus ist eine Schule des Staunens. Aber soviel Spaß wie im Chinesischen Nationalcirkus macht Staunen nur sehr selten. Und diese seltene Gelegenheit, sich von 50 erst vor ein paar Tagen aus China angereisten Spitzen-AkrobatInnen drei Stunden lang in schönstes Staunen versetzen zu lassen, gibt es auf Bremens Grünenkamp noch bis zum 5. Dezember täglich außer montags um 16 und um 20 Uhr.
Dirk Asendorpf
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