: "Leidensweg" einer Gedenktafel -betr.: "Gedenktafel", taz vom 9.11.93
Betr.: „Gedenktafel“, 9. 11. 93
Sehr geehrte Damen und Herren,
(...) Es ist unverständlich, wie unsere Gedenktafel am Gebäude Allendeplatz 1 (Südostecke) mit 23 Zeilen als klein bezeichnet werden kann. Hier wurden immerhin ca. 4500 DM aus privaten Mitteln aufgebracht. Zutreffend ist allerdings, daß wir uns gern eine andere Stelle und Anbringung auf dem betreffenden Grundstück gewünscht hätten (Gedenkstein), aber die ließen sich nicht durchsetzen.
Es entspricht den Tatsachen, daß wir die GT - unter Aufbringung weiterer 1500 DM Eigenkosten - in die Außenmauer einarbeiten ließen, um sie möglichst vor Aushebelung zu schützen.
Die GT ist u.a. Leo Lippmann (1881-1943), Max Plaut (1901-1974) und Walter Rudolphi (1880-1944) gewidmet. (...) Im übrigen möchten wir zum 'Leidensweg' dieser GT noch folgende zusammenfassende Äußerungen machen: Auch nachdem die Kulturbehörde keine Einwendungen mehr gegen die Anbringung der GT hatte, hielt der Universitätspräsident (UP) daran fest, auch weitere Organisationen - außer der Jüdischen Gemeinde - müßten dem Vorhaben zustimmen (Deutsch-Israelische Gesellschaft, Gesellschaft f. christl.-jüdische Zusammenarbeit). (...)
Der UP ging - trotz zahlreicher Telefonate usw. - bis zuletzt davon aus, wir hätten uns mit der Jüdischen Gemeinde zu einigen, obwohl er wußte, daß sie generell erhebliche Vorbehalte gegen uns hat. Erst nachdem wir der Jüdischen Gemeinde (ohne Antwort) unsere Entschlossenheit mitgeteilt hatten, die GT noch vor Beginn der Fröste anzubringen und einen entspr. Gußauftrag erteilt hatten, akzeptierte der UP die Anbringung der GT (23.9.).
Obwohl wir ihm - auf seine ausdrückliche Bitte - rechtzeitig Termin und Modalitäten der Anbringung und Einweihung mitgeteilt hatten, erschien er zur Einweihung (7.11.) nicht.
Das gesamte Verhalten des derzeitigen UP steht u.a. in ziemlichem Gegensatz zu dem seines Vorgängers, der uns u.a. schon 1986 seine grundsätzliche Zustimmung zu dem Vorhaben mitgeteilt hatte. Einladungen zu verschiedenen Mahnwachen wurden erst gar nicht beantwortet, zur Carlebach-Konferenz (Juli 1993) wurden wir erst nach Intervention unsererseits eingeladen. (...)
Deutsch-Jüdische Gesell schaft
Hamburg e.V.
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