Wiedersehen mit der Kinderstube

■ Der FC St. Pauli reist mit Pluspunkten zum SV Waldhof Mannheim

Ein Bein kommt angeschlittert, trifft ein wenig den Ball, ein wenig den Gegner. Mihin eine Spielszene, die in der Balltretbranche als gesunde Hörte umschreiben wird.

Ein typisches Beispiel für die Qualitäten des St. Pauli-Kapitäns Dieter Schlindwein. Keiner sonst im St. Pauli-Team vermag es sonst, derart geschickt in dieser Grauzone zwischen regelwidriger Rohheit und Einsatzfreude zu agieren. Als „Eisen-Dieter“ ist Schildwein in die Fanchoräle der Gegengerade eingegangen.

Die eigenen Anhänger meinten es nicht immer so gut mit dem mittlerweile 32jährigen. “Alle spielen Fußball nur der Schlindwein nicht“, wurde bei seiner ersten Station als Profi-Spieler, beim Sportverein Waldhof Mannheim, von den Stehtraversen gegröhlt, wenn er am Ball war. Vom sonnabendlichen Gegner des FC St. Pauli wechselte er dann zu Werder Bremen und hernach zu Eintracht Frankfurt, ehe er 1989 beim FC St. Pauli endlich zum Stammspieler mutierte.

Seinen auf dem Hamburger Kiez erworbenen Spitznamen „Eisen-Dieter“ mag der Profi-Boxfan, den es auch mal nächtens nach einem WM-Kampf in die Ritze zieht, nicht so gerne. Gegen die vor Saisonbeginn als Aufstiegskandidaten gehandelten Mannheimer, die inzwischen auf den vierzehnten Platz der Zweitligatabelle zurückgefallen sind, gilt es für den St. Pauli-Kapitän unter Beweis zu stellen, daß die 7:1-Punkte nach dem Treubekenntnis zu Seppo Eichkorn, nicht nur Fortune zu verdanken sind.

Zwei Punkte trennt den Kiezclub nur noch von einem Aufstiegsplatz. Drei Punkte ist die Differenz zu einem Abstiegsplatz. In Erinnerung an die Vorsaison, als sich der FC St. Pauli unverhofft in Tuchfühlung mit der Amateur-Oberliga befand, sind auch die Saisonziele von Schlindwein, niedriger geworden und Aufstiegsambitionen auf die kommende Saison verlegt.

Obschon: Die zwei Punkte aus Mannheim würde der vormalige Waldhof-Bube schon ganz gerne mitnehmen in seine neue Heimat.

kader