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■ StandbildFruchtzwergenaufstand

„Zoff“, Sonntag, 12.05 Uhr, Sat.1

„So sehen die neuen deutschen Richter aus“, belfert Moderator Jürgen Blaschke, und da möcht' einem angst und bange werden angesichts der minderjährigen, finster dreinblickenden und, scheint's, zu allem entschlossenen Vollstrecker auf den Rängen. Die präpubertierende Jugend probt den Marsch durch die Institutionen. In stiller Übereinkunft hat sie am Beispiel „Beverly Hills, 90210“ mit ihrer geballten Kaufkraft bereits massiv wirtschaftliche Macht demonstriert. In der „Flop-Show“ verarscht sie ungebremst, was uns Erwachsenen Hochkultur und heilig ist – Phil Collins zum Beispiel.

Jetzt wird noch ein Milchzahn zugelegt. Dreikäsehoch plus Skateboard ist „Der HAIsse Stuhl“, der kommenden Samstag bei RTL Premiere hat. Der auf besagtem Möbel plazierte Sitzriese sollte sich ganz warm anziehen. Denn das Sat.1-Beispiel „Zoff“ zeigt: Der krakeelende Kindergarten-Mob kennt keine Gnade. So hatte die verlegen argumentierende Karin keine Chance gegen Sonja, die Tochter ihrer Freundin, der das Altmädchengeglucke und ewige Zusammenhocken der beiden alten Damen heftig gegen den Strich ging. Obwohl noch Zeit blieb für ein 30sekündiges Plädoyer zu ihrer Verteidigung, hatte die aufdringliche Karin von Anfang an verloren: Ein Sturm der Entrüstung fegte über sie hinweg, als die Menge zum Votum aufgefordert wurde. Angesichts der Unerbittlichkeit des Publikums sollte sich auch Moderator Blaschke schwer in acht nehmen. Wenn er weiterhin so unvermittelt über die Jurymitglieder herfällt, um Suggestivfragen zu stellen; wenn er fortfährt, atemlos hochgradig debile Sätze wie „Ich find's stark, ich find's super, ich find's affengeil...“ hervorzustoßen und die zum Zwecke einer gütlichen Einigung vorgelegten Kompromißvorschläge so unverständlich widergibt, daß sie mit einer Schrifteinblendung erklärt werden müssen – wenn das jedesmal so weitergeht, wird er mit Sicherheit der nächste sein, der vor dem Tribunal zu erscheinen hat. Und dann hilft ihm nicht mal der Vertrauenslehrer! Harald Keller

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