Israels Armee weist Siedler in die Schranken

■ Straßensperren und Verhaftungen

Jerusalem/Tel Aviv (taz/dpa) – Wochenlang konnten sie ungehindert gegen die israelisch-palästinensische Verständigung protestieren, Straßen blockieren und mehrere Palästinenser ermorden – nun erfahren die israelischen Siedler in der besetzten Westbank zum ersten Mal selber die Härte der israelischen Armee. Nachdem das Militär am Donnerstag den Befehl erhalten hatte, gegen demonstrierende Siedler vorzugehen, wurden noch am selben Abend Militärsperren in der Nähe der Stadt Nablus errichtet, um eine angekündigte nationalreligiöse „Prozession“ zu verhindern. Als Siedler versuchten, eine der Sperren zu durchbrechen, kam es zu einer Prügelei mit den Soldaten, woraufhin 39 Siedler verhaftet wurden. Gestern wurden sie auf freien Fuß gesetzt; die Staatsanwaltschaft entscheidet nun, ob Anklage gegen sie erhoben wird. In Jerusalem und Umgebung wurden unterdessen sechs Juden verhaftet, von denen einige der rechtsradikalen „Kach“-Bewegung angehören sollen. Die Verhaftung steht angeblich im Zusammenhang mit Rabbiner Abraham Toledano, der bei seiner Rückkehr aus dem Ausland vor ungefähr einem Monat im Zusammenhang mit großangelegtem Waffenschmuggel zugunsten rechtsextremer israelischer Gruppen festgenommen worden war.

Das neue harte Vorgehen gegen Rechts hat jedoch die festgefahrenen israelisch- palästinensischen Verhandlungen nicht in Gang gebracht. Nach in Jerusalem vorliegenden Informationen wird es dieses Jahr kein Treffen zwischen Ministerpräsident Rabin und PLO-Führer Arafat mehr geben. a.w. Seiten 8 und 10