: Intendantenachse Ulm–Berlin
■ Wilms löst Hetterle am Maxim Gorki Theater ab
Der neue Intendant des Maxim Gorki Theaters heißt Bernd Wilms. Jedenfalls wird Kultursenator Roloff-Momin dem Senat den derzeitigen Ulmer Theaterleiter als Nachfolger von Albert Hetterle vorschlagen, wie am Freitag bekannt wurde. Und da Wilms selbst einverstanden ist und es keine weiteren Kandidaten gibt, dürfte dieser Fall entschieden sein. Ab der Spielzeit 1995/96 wird sich dieser Wechsel endgültig vollzogen haben, zuvor leitet Wilms das Haus Unter den Linden ein Jahr lang kommissarisch.
Der 53jährige Bernd Wilms war Dramaturg in Wuppertal, am Hamburger Schauspielhaus, in Bremen sowie an den Münchner Kammerspielen und leitete fünf Jahre lang die Otto-Falckenberg- Schauspielschule, bevor er 1991 Intendant des Ulmer Dreispartenhauses wurde. Als Einstandstat wechselten er und sein Oberspielleiter K.D. Schmidt dort zunächst einmal fast das ganze Schauspielensemble aus. Dieses Großreinemachen war ein gelungener Schachzug – die Homogenität des jungen Ensembles wurde in der Presse auch überregional sehr gelobt.
Ein Akzent des Ulmer Spielplans liegt deutlich auf der zeitgenössischen Dramatik. Kerstin Specht inszenierte bei Wilms vor zwei Jahren ihr „Glühend Männla“ und schrieb dann als Auftragsarbeit des Theaters „Der Flieger“, ein Stück, das im November von Barbara Bilabel uraufgeführt wurde. Während Stadttheater immer auch die Funktion einer künstlerischen Gemischtwarenhandlung wahrnehmen müssen, wird sich Wilms im kleinen Maxim Gorki Theater in Berlin spezialisieren können. Nach dem Hinscheiden des Schloßparktheaters wurde nur noch hier kontinuierlich an einem Repertoire der modernen Klassik gearbeitet. Dies in der Tendenz beizubehalten und gleichzeitig junge Autoren direkt ans Haus zu binden – darin läge eine große Chance für die Zukunft des Maxim Gorki Theaters.
K.D. Schmidt, die Dramaturgen Oliver Reese und Heike Frank sowie ein Teil des Ensembles verlassen Ulm übrigens gemeinsam mit ihrem Intendanten. Mit einer personellen Entrümpelungsaktion muß die Belegschaft des Gorki Theaters, die sich für Wilms ausgesprochen hat, vermutlich also rechnen. peko
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