: Polizei erschwert Betreuung von Junkies
■ Arztmobil darf am Zoo nur noch einen Monat stehen / Landesdrogenbeauftragte will Standort „auf jeden Fall“ halten
Der Polizei scheint jeder Anlaß willkommen zu sein, Drogenabhängigen das Leben unnötig schwer zu machen. Für alle Beteiligten völlig überraschend wurde eine sogenannte Standgenehmigung für die beiden Arzt- und Präventionsmobile in der Nähe des Zoos nur noch bis Ende Januar verlängert. Die beiden Mobile sollten nach Absprache zwischen Bezirk, der Drogenselbsthilfe Fixpunkt e.V., der Polizei, der Innen- und Gesundheitsverwaltung sowie der Landesdrogenbeauftragten jeden Donnerstag für vier Stunden die gesundheitliche Versorgung der „Szene“ um den Breitscheidplatz gewährleisten und Spritzen tauschen.
Die umfunktionierten Wohnmobile stehen erst seit einem Vierteljahr am Hardenbergplatz. Der Polizei genügte offenbar ein einziger Brief, in dem nicht einmal schlechte Erfahrungen geäußert worden waren, um den Standort wieder zu verbieten. Diese „Nicht- Verlängerung“ war mit keinem der Beteiligten abgesprochen worden. Gesundheitsstadträtin Annette Schwarzenau (Bündnis 90/Grüne) konnte wenigstens einen vierwöchigen Aufschub bis Ende Januar erreichen.
Der Brief kam von Zoo-Geschäftsführer Michael Hilbert. Schlechte Erfahrungen durch die wöchentlich vierstündige Betreuung habe er bisher nicht gemacht, berichtete er der taz, nur befürchte er, daß die Drogenszene vom Breitscheidplatz sich „hierher verzieht“. 30 Meter stünden die Wohnwagen vom Haupteingang des Zoos entfernt, der jährlich von drei Millionen Gästen – darunter vielen Kindern – besucht werde.
Für schlechte Erfahrungen konnte es bisher auch kaum Anlaß geben. Die von Fixpunkt e.V. und dem Urban-Krankenhaus organisierte gesundheitliche Betreuung wurde an den Donnerstagen lediglich von sechs bis acht Junkies aufgesucht, sagte Stadträtin Schwarzenau. Eine Standerlaubnis für den Breitscheidplatz soll die Geschäftelobby „AG-City“ verhindert haben.
Polizeisprecher Detlef Kaiser konnte über die Befürchtungen des Zoodirektors hinaus keine Gründe gegen den Standort benennen. Auch die Landesdrogenbeauftragte Elfriede Koller war über das Polizeiverbot überrascht: „Ausnahmsweise hatte es für diesen Standort einen sehr breiten Konsens gegeben.“ Und Astrid Leicht von Fixpunkt e.V. erinnerte daran, daß am Kottbusser Tor und der Kurfürstenstraße die Polizeipraxis eine andere sei. Die dortigen Genehmigungen würden selbstverständlich verlängert.
Leicht konnte es aber „gut nachvollziehen“, daß der Zoo sauer sei, weil er nicht informiert worden war. In einem Gespräch in der kommenden Woche wollen nun Drogenbeauftragte, Gesundheitsstadträtin und Drogenbeauftragte zusammen mit dem Zoodirektor und der Polizei Bedenken ausräumen. Die Entscheidung der Ordnungshüter will Beauftragte Koller nicht billigen: Der Stellplatz „muß auf jeden Fall gehalten werden“. Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen