Gute und Böse und solche, welche auch Spenden zuliefern

■ Hamburger Umweltinstitut untersuchte Chemiefirmen und verteidigte sich gegen Korruptions-Vorwurf

Wo viel Geld im Spiel ist, wird oft mit Dreck geschleudert. Dem Leiter des Hamburger Umweltinstitutes (HUI), Michael Braungart, wird Korruption vorgeworfen. Zwei Zeitungen (WELT und die Hannoversche Allgemeine Zeitung, HAZ) hatten den Ehemann der niedersächsischen Umweltministerin Monika Griefahn angeklagt, eine Studie über die Umweltverträglichkeit von Chemiekonzernen teilweise verfälscht zu haben: Einige Unternehmen hätten durch Schmiergelder an Braungart dafür gesorgt, daß sie in der Studie besser wegkommen, als sie tatsächlich sind.

Nachdem Sprecher der fünf großen deutschen Chemiefirmen der HAZ bestätigt hatten, sie hätten für ein Treffen mit Braungart im Februar vergangenen Jahres zunächst 1000 Dollar und im Oktober 1993 noch einmal 20.000 Mark spenden sollen, sah sich Braungart als Opfer eines „Rufmordes“ aufgrund der „Kritiklosigkeit der Medien“. Denn erstens hätten die Unternehmen erst gespendet, nachdem die Ergebnisse schon feststanden, und zweitens sei das gemeinnützige HUI nunmal auf Spenden angewiesen, zumal diese Studie von den Unternehmen selbst befürwortet worden war. Die Chemie-Konzerne hätten laut Braungart gewollt, daß das HUI eine „Checkliste macht“, um so die eigenen Produkte verbessern zu können.

Der amerikanische HUI-Berater Douglas Mulhall betonte gestern, daß nur „fünf Prozent der Studien-Kosten“ von ingesamt 250.000 Mark durch Spenden gedeckt worden seien, die im übrigen „freiwillig“ geleistet worden seien. Mulhall führte die „harsche Mißinterpretation der Wahrheit“ bei den beiden Zeitungen auf Interessenskonflikte bei den Medien zurück.

Da Bayer und BASF Anzeigenkunden bei der WELT wären, die dem Verlag Einnahmen in Millionenhöhe bescheren würden, wären die Journalisten der WELT gehalten gewesen, negativ über die Studie und Braungart zu schreiben. Mit dem Ziel, die Untersuchung zu verunglimpfen und dadurch den guten Ruf von Bayer und BASF zu retten.

Für die dreijährige Studie wurden 50 internationale Chemiekonzerne nach mehreren Umweltschutzfaktoren wie Abfallmanagement, Störfälle, Altlasten und vom Unternehmen selbst aufgestellten Umweltrichtlinien befragt.

Recht detaillierte Ergebnisse hatte das Managermagazin in seiner Januar-Ausgabe bereits abgedruckt; die vollständige Studie wurde erst gestern der Öffentlichkeit präsentiert. Einige Ergebnisse: Unternehmen, die als gut eingestuft wurden, sind Johnson & Johnson (erster Platz), gefolgt von Henkel. Als etwas weniger umweltbewußt gelten Shell, Merck und Schering. Ziemlich mies wurden Bayer und BASF beurteilt, während Sandoz und Hoechst zu den Bösen gehören. Wer hätte das gedacht?

Kai Hocketts, einer der Mitarbeiter der Studie, gab im übrigen zu, daß manche Informationen von den Chemiekonzernen als „vertraulich“ behandelt würden – und infolgedessen in der Studie fehlen.

Annette Bolz