■ Herzogin von Kent wird katholisch: Auf spiritueller Reise
Dublin (taz) – Katherine Worsley wird katholisch. Diese Nachricht ist deshalb bemerkenswert, weil sie mit dem Cousin der englischen Königin verheiratet ist und unter ihrem Pseudonym „Herzogin von Kent“ jedes Jahr die Trophäen beim Tennisturnier von Wimbledon überreicht. Die 60jährige wird heute mit einer großen Feier in der Westminster-Kathedrale von Kardinal Basil Hume persönlich in den Schoß der päpstlichen Familie aufgenommen. Und die Queen, Oberhaupt der protestantischen Kirche von England, schweigt dazu. Der Erzbischof von Canterbury, George Carey, spielte die Angelegenheit herunter: Die Herzogin sei auf einer „spirituellen Reise“, und man werde weiterhin für sie beten. Außerdem werbe man selbst ja auch ständig Leute von den Katholiken ab.
Der Mann der Neu-Katholikin, der Herzog von Kent, ist Großmeister der britischen Freimaurerlogen, die mit dem Katholizismus nichts am Hut haben. Er sagte jedoch großmütig, die Entscheidung sei Sache seiner Frau. Auf den Thron muß er deshalb nicht verzichten. Allerdings wäre eine Verkettung unglücklicher Umstände von tragischem Ausmaß notwendig, um den Herzog zum König zu befördern: Er rangiert in der Thronfolger-Hitliste auf Platz 18. Zwar schreibt ein Gesetz aus dem Jahr 1701 vor, daß Mitglieder der Königsfamilie, die Katholiken heiraten oder – Gott behüte – selbst katholisch werden, ihren Thronanspruch formal aufgeben müssen, aber die Herzogin von Kent war zum Zeitpunkt der Hochzeit noch waschechte Protestantin. Ihr Sohn, der Graf von St. Andrews, handelte dagegen vorsätzlich: Er heiratete 1988 die kanadische Katholikin Sylvana Tomeselli und wurde umgehend von der Liste der möglichen Thronfolger gestrichen.
Das bisher letzte Mitglied der Königsfamilie war 1685 konvertiert: König Karl II., der mindestens 14 uneheliche Kinder gezeugt hatte, wurde auf dem Totenbett katholisch. Sein Bruder Jakob war bereits 1668 übergetreten und wurde später dafür von seinem protestantischen Widersacher und Schwiegersohn Wilhelm von Oranien vom Thron gejagt. Seit vergangenem Sommer sind Gerüchte im Umlauf, wonach auch Prinzessin Diana mit dem Gedanken spiele zu konvertieren. Das wäre allerdings ein ziemlich großer Nagel im Sarg der Windsor-Dynastie. Schließlich ist sie die Mutter des künftigen Königs – ein Amt, aus dem man sie auch nach dem Gesetz von 1701 kaum entfernen kann. Ralf Sotscheck
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