■ Kommentar: Byebye, Käpt'n Chaos!
Wir haben Helmuth Frahm gemocht. In der verkrusteten Hamburger SPD stach er hervor durch Filzfreiheit, eigenständige Denke, moralischen Impetus, sympathische Sentimentalität und Anfälle großer Klarsicht. Daß er den Krempel jetzt hinschmeißt, zeigt erneut, wie dramatisch schlecht es um seine Partei bestellt ist.
Bei aller Sympathie für „Käptn Chaos“, den wuseligen Parteivorsitzenden, – er ist nicht allein an der SPD gescheitert. In entscheidenden Situationen haben ihm fehlende Konsequenz, strategisches Unvermögen, Naivität, mangelhafte Analyse und seine unzureichende Standfestigkeit im wahrsten Sinn des Wortes ein Bein gestellt.
Frahm hat zwar im Dezember 1991 den Diätenskandal gestoppt – allerdings viel zu spät. Und anschließend scheiterte er grandios mit seinem Vorhaben, die SPD durch Reformen, neue Leute und neue Ideen zu einer „modernen Großstadtpartei“ zu machen.
Bis zuletzt hat er nicht begriffen, daß dies auch eine Frage von Macht und Personen ist. Mit alten Apparatschiks und Filzfans lassen sich, politische Anfängerweisheit, keine wirklichen Reformen machen.
Statt nach Wahl am 19. September die Gunst der Stunde zum Großreinemachen und für einen Neuanfang zu nutzen, übte sich der selbsternannte Stratege Frahm in der Quadratur des Kreises: Rechtsausleger und Filzhäuptling Voscherau sollte das Zeitalter einer Reform von Politik und Partei einleiten.
Frahm verzichtete auf einen offenen Dialog mit Stadt und Parteibasis und funktionierte – zum Erstaunen der alten Wandsbeker Garde – genau so, wie die das immer von ihm erhofft hatte: Als schwächlicher Umfaller, der sich dem Diktat der Mächtigen loyal fügt.
Schwer zu sagen, ob Frahm eine wirkliche Machtprobe siegreich bestanden hätte. Er hat sie allerdings nicht einmal versucht. Florian Marten
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