Schluß mit Jammern!

■ Literaturszene soll sich nicht so ernst nehmen

Endlich Schluß mit dem Gejammere über die hannoversche Kulturszene im allgemeinen und die Literaturszene im besonderen! Das wünscht sich Arne Drews, der den Verlag Revonnah mitaufgebaut hat. Literatur dürfe sich nicht immer so ernst nehmen und müsse Spaß machen.

Genügend Ansätze dazu gibt es in Hannover, allen Unkenrufen zum Trotz. Bestes Beispiel: der Literarische Salon am Germanistischen Seminar der Universität. Er war Spielwiese beispielsweise für Friedhelm Kändler, der Theaterstücke, Chansons, Gedichte und Programme für Alix Dudel schreibt. Als einzig lebenden WoWo-isten, Antwort auf die Dadaisten, bezeichnet sich der hannoversche Autor. Er irritiert sein Publikum, aber auf so charmante Weise, daß es sich ihm nicht entziehen kann.

Mehr Wagnisse dieser Art kann man ab und zu auch im Kanape oder bei Silke Arp erleben. Ganz nach dem Motto: Nur wo kreative Energie entsteht, gibt's auch mal Höhenflüge. Kreative Energie will der Literarische Salon freisetzen, wenn er JungautorInnen auffordert, ihre unveröffentlichten Texte zum ersten Mal vor Publikum zum besten zu geben.

Am kommenden Montag geht der Literarische Salon zum zweiten Mal auf Talentsuche musikalische und kulinarische Begleitung inbegriffen. Literatur mit Ereignischarakter: „Wer in Zukunft mit den (visuellen) Medien konkurrieren will“, davon ist Arne Drews überzeugt, „muß Literatur inszenieren, alle Sinne, nicht nur den Kopf ansprechen.“

Der Literaturszene Anstöße geben, das wollen auch Heinz Walter Hebestreit und Jens Wortmann von der Buchhandlung Sachse & Heinzelmann, wenn auch auf etwas konventionellere Art und Weise. AutorInnen, so Wortmann, gebe es genug. Aber das sei eher ein „inner circle“, der im eigenen Saft schmore. Nun will er mithelfen, die Szene nach außen zu öffnen.

Erster Schritt dazu: Vergangenen Montag waren in der Buchhandlung die hannoverschen Autoren Oskar Ansull, Klaus Stadtmüller, Hans Georg Bulla und Stefan Schütz zu Gast. Einem interessierten Publikum sind die vier keine Unbekannten, und dementsprechend groß war der Andrang.

Wo aber bleiben die vielgesuchten Nachwuchstalente? „Die sind gar nicht so einfach zu finden“, sagt Jens Wortmann, „ nicht deshalb, weil es sie nicht gibt, sondern weil sie oft noch gar nicht irgendwo verlegt sind.“

Als Auftakt zum Bücherfrühling sollen hannoversche Verlage und Talente im April die Chance bekommen, sich einem breiteren Publikum vorzustellen. Zusammen mit dem LiteraturBüro und der neuen Kulturzeitschrift forte stellt Sachse & Heinzelmann in der Kröpcke-Galerie ein buntes Rahmenprogramm auf die Beine und sucht für diesen bunten Rahmen noch nach geeigneten und interessierten AutorInnen.

Anne Winterling